Die Forstökonomische Tagung 2024

Rückblick und Zusammenfassung

Die Land&Forst Betriebe Österreich luden zum Thema ‚‚Von der Betriebsführung zur Holzlieferkette: Waldwirtschaft im Wandel der Zeit“ zur diesjährigen Forstökonomischen Tagung ein. In der Forstschule in Bruck an der Mur versammelten sich dazu zahlreiche interessierte Waldbesitzer, Waldbewirtschafter, Forstexperten und Vertreter der Wissenschaft. Durch den Tag mit spannenden Vorträgen und Diskussionen führten der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, Konrad Mylius und Jana Pirolt, die im Verband die Agenden Forstbericht, Controlling und Buchhaltung betreut.

Eingangs stellte der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, Konrad Mylius, die aktuelle Situation in der Forstwirtschaft dar und erläuterte die vielfältigen Herausforderungen, mit denen die heimischen Forstbetriebe konfrontiert sind - von zunehmenden Kalamitäten und steigenden Preisen für Betriebsmittel bis hin zu bürokratischen Hürden. Umso mehr benötigt es verlässliche Instrumente für die betriebliche Steuerung sowie innovative Ansätze, um eine ökonomisch tragfähige und nachhaltige Waldbewirtschaftung und damit einhergehend alle Waldleistungen weiterhin zu gewährleisten.

Der Forstbericht: Wesentliche Säule in der Betriebsführung und Forstpolitik

Als Einstieg in die Materie widmete sich der Diskurs dem Thema Forstbericht. Dieser Bericht, der in Kooperation von den Land&Forst Betrieben, der Universität für Bodenkultur (BOKU) und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft herausgegeben wird, umfasst aktuell einen Betriebsvergleich auf Basis des vergangenen Wirtschaftsjahres von knapp 100 Stichprobenbetrieben. Die vergleichende Analyse bietet den Forstbetrieben Einblicke in den Zustand der Forstwirtschaft, die über die eigene Betriebsabrechnung hinausgehen. Dafür enthält die Darstellung zentrale Kennzahlen, wie etwa zur Ertragssituation, zu den Holzerntekosten oder zu Investitionen in den Waldbau.

Welche Bedeutung der Forstbericht seit Jahrzehnten für die Forstbranche hat, zeigte der Vortrag von Walter Sekot vom Institut für Agrar- und Forstökonomie an der BOKU. Dieser referierte über den Ursprung der Betriebsanalyse und folglich des Forstberichts. In einer Hommage an den Vater des Forstberichts – Rudolf Frauendorfer – beschrieb er die zahlreichen Leistungen und den großen Einfluss auf die heutige Forstpraxis dieses herausragenden Wissenschaftlers, welcher in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Frauendorfer konzipierte 1959 erste Betriebsabrechnungen in Forstbetrieben. Darauf aufbauend wurde der Forstbericht entwickelt und 1969 erstmals in Form eines Ertragsberichts an das Bundesministerium übermittelt. Heute blickt der Forstbericht auf jahrzehntelange Kontinuität aufgrund mehrerer Entwicklungsstufen zurück, wodurch die Inhalte ihre Wesentlichkeit für die moderne Betriebsführung und Forstpolitik behalten haben.

Die Präsentation über Rudolf Frauendorfer sowie zur Entwicklung des Forstberichts stehen rechts zum Download zur Verfügung.

Weiterentwicklung des Forstberichts

Jedoch überzeugt der Forstbericht nicht nur mit einer umfassenden Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft des Berichts werden bereits innovative Schritte gesetzt. Gerald Rothleitner legte die geplante Weiterentwicklung des Zahlenwerks dar und führte aus, wie kompakte Darstellungen die Forstbetriebe zukünftig noch zielgerichteter unterstützen sollen. Gerade bei der momentan schwierigen wirtschaftlichen Situation, welche geprägt ist von steigenden Kosten und sinkenden Holzerträgen, ist der Betriebsvergleich ein verlässliches Hilfsmittel für betriebliche Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaftlichkeit. Herausfordernd ist im Rahmen des Forstberichtes dabei, die Komplexität der Betriebe zusammenzufassen, denn diese unterscheiden sich in vielfältigen Aspekten, wie etwa der Zusammensetzung ihrer Wälder oder den Nutzungsarten. Ziel ist und bleibt es, den Zustand der Betriebe auf Basis der vergleichenden Kennzahlenanalyse effektiv abzubilden.

Informationsquelle für politische Entscheidungen

Die Erkenntnisse über den Zustand der Forstwirtschaft sind jedoch nicht nur für die Betriebe selbst essenziell, wie der Vortrag von Felix Montecuccoli über die Bedeutung des Forstberichts in der Forstpolitik zeigte. Grundsätzlich unterliegt der Wald und die Waldbewirtschaftung einer Vielzahl an Richtlinien und Gesetzen, wie Felix Montecuccoli gleich zu Beginn darlegte. Die Gestaltung dieser Rahmenbedingungen obliegt den politischen Entscheidungsträgern. Eine Grundlage für die politischen Entscheidungsprozesse ist in Österreich der sogenannte ‚‚Grüne Bericht‘‘, welcher vordergründig die landwirtschaftliche Entwicklung beleuchtet und nur in einem Kapitel über die Forstwirtschaft Auskunft gibt. Umso wesentlicher ist deswegen der Forstbericht, der die aktuelle Situation der Forstbetriebe (> 500 Hektar) ausführlich beschreibt. In der Gestaltung politischer Rahmenbedingungen ist der Forstbericht somit eine zentrale Informationsquelle. Das Ministerium berichtet zudem auch auf europäischer Ebene immer wieder über den Zustand der österreichischen Forstwirtschaft. Darüber hinaus dient der Forstbericht auch als Grundlage für Forschung und Lehre und wird beispielsweise im Rahmen der Staatsprüfung als Unterlage herangezogen.

Betriebsvergleich in der Praxis

Welche Instrumente in der Betriebsführung Anwendung finden und welche Rolle der Betriebsvergleich dabei einnimmt erläuterte Stefan Wukowitsch, Forstmeister des Erzbischöfliches Forstamt Kirchberg am Wechsel. Um den Erfolg des eigenen Betriebes zu analysieren stehen diverse interne Informationen zur Verfügung. Ausgangspunkt für die kurzfristige Erfolgsanalyse sind die Kostenrechnung und die Finanzbuchhaltung. Diese geben unterjährig Aufschluss über den momentanen ökonomischen Zustand des Betriebes.  Um eine effiziente Betriebsführung zu gewährleisten, ist die kurzfristige und regelmäßige Erfolgsanalyse jedenfalls ausschlaggebend. Der Betriebsvergleich bietet zusätzlich die Möglichkeit, Erkenntnisse über den eigenen Betrieb hinaus zu gewinnen. Stefan Wukowitsch betonte, dass der Betriebsvergleich eine wichtige Grundlage für kontinuierliche Verbesserungen darstellt. Denn die vergleichende Analyse mit anderen Betrieben zeigt eigene Stärken und Potenziale auf und ermöglicht es, voneinander zu lernen.

Die Präsentation von Stefan Wukowitsch steht rechts zum Download zur Verfügung.

Zukunft der Forstwirtschaft: Innovationen und EU-Politik

Der zweite Teil der Tagung stand ganz im Zeichen der zukünftigen Chancen und Herausforderungen in der Forstwirtschaft. Diskutiert wurden in diesem Zusammenhang eine Innovation, die Aspekte der forstlichen Praxis verbessert, sowie die Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung.

Chance für die Forstwirtschaft: KI-gestützte Qualitätserkennung 

Weiterentwicklungsmöglichkeiten bieten sich in der Forstpraxis, wie auch in vielen anderen Bereichen, durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Wolfgang Holzer von den Österreichischen Bundesforsten stellte dahingehend ein interessantes Projekt vor. Bei der Weiterverarbeitung von Holz im Sägewerk werden zunächst wesentliche Merkmale, wie Volumen, Qualität, Abholzigkeit und Krümmung der Stämme, elektronisch erfasst. Zusätzlich erfolgt nach wie vor die optische Prüfung der Stämme durch geschultes Fachpersonal. Das durch den Waldfonds finanzierte Forschungsprojekt MeRu (Merkmalserkennung Rundholz) soll die Holzübernahme nun durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz revolutionieren. Am ÖBf-Holzlagerplatz in Amstetten wurden dafür tausende Stämme gescannt und analysiert und die Erkenntnisse in eine lernende Datenbank integriert. So könnten künftig Holzmerkmale allein durch Kameraaufnahmen objektiv erfasst werden, was Effizienz und Zuverlässigkeit in der Holzbranche steigern würde.

Die Präsentation von Wolfgang Holzer steht rechts zum Download zur Verfügung. Alle Details können zudem dem kompakten Infovideo zum Projekt entnommen werden.

Herausforderung für die Forstwirtschaft: Status quo und Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung

In Bezug auf die Herausforderungen zählt die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) zu den größten Hürden für die heimischen Waldbewirtschafter. Die Gesetzgebung, die ursprünglich Ende des Jahres wirksam geworden wäre, verpflichtet zu umfangreichen Informations- und Nachweispflichten sobald Holz (und eine Reihe anderer Produkte) in den Verkehr gebracht werden. Damit ist der Beweis zu erbringen, dass diese nicht aus illegaler Entwaldung stammen. Die Verordnung ist in Österreich, wie auch in anderen Ländern mit strengen Forstgesetzen und defacto keinem Entwaldungsrisiko, höchst umstritten. Trotzdem muss sich die Wertschöpfungskette dieser Herausforderung stellen und praxistaugliche Lösungen für die Umsetzung finden. Zu diesem Thema referierten Johannes Hangler vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, sowie Raimund Ziegler von der Felix Tools GmbH und Valerie Findeis von den Land&Forst Betrieben Österreich über die Entstehung, den aktuellen Status quo und die Umsetzungsszenarien der Verordnung. Eingegangen wurde zunächst im Detail auf die Inhalte der Verordnung und die Erzeugnisse die nachgewiesener Weise aus entwaldungsfreier Produktion stammen müssen. Anschließend führte Raimund Ziegler aus, wie über ein Waldfondsprojekt ein Leitfaden zur praktischen Umsetzung erarbeitet werden soll. Er betonte, wie wichtig es sei, den Umsetzungsprozess aktiv mitzugestalten. Herausfordernd gestalte sich jedoch, dass nach wie vor viele Informationen ausständig sind. Abschließend erläuterte Valerie Findeis Handlungsoptionen für die Forstpraxis. Mithilfe einer Risikomatrix legte sie dar, wie etwa mit der Entscheidung für eine oder mehrere bzw. jährliche oder projektbezogene Referenznummern – diese Nummern sind in der Lieferkette weiterzugeben – umgegangen werden kann.

Podiumsdiskussion Entwaldungsverordnung: Viele offene Fragen

In der anschließenden Podiumsdiskussion offenbarte sich rasch der große Diskussionsbedarf aller Anwesenden zu diesem Thema. Diskutiert wurde dabei über die Fristverlängerung der Verordnung um ein Jahr, die am 14. November zur Abstimmung gelangte.  Diese ist vor dem Hintergrund der fehlenden Informationen und der technischen Probleme mit dem digitalen Informationssystem (dieses dient zur Verwaltung der Informations- und Nachweispflichten) zwingend notwendig. Unsicherheiten wurden auch zur Frage, wie die Beantragung von Referenznummern möglichst praxistauglich erfolgen kann, geäußert. Die Teilnehmer stellten zudem fest, dass die zusätzlichen administrativen Anforderungen vor allem kleine Forstbetriebe vor Herausforderungen stellen. Obwohl noch zahlreiche Fragen offen sind konnten auch viele neue und hilfreiche Informationen ausgetauscht werden. Das Veranstaltungsangebot der LFBÖ in den kommenden Wochen soll noch weitere Gelegenheiten zu Klärung offener Fragen bieten.

Die Präsentationen von Johannes Hangler, Raimund Zielger und Valerie Findeis stehen rechts zum Download zur Verfügung.