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Presseaussendung 15. Dezember 2020
Wien, 15. Dezember 2020
Beim Österreichischen Walddialog, der am Freitag, 11. Dezember 2020 vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in Kooperation mit den Land&Forst Betrieben Österreich und dem Verband alpiner Vereine Österreichs als Webinar stattfand, wurde das Thema „Freizeitnutzung in Wald und Natur – mit der Kraft der Multiplikatoren“ behandelt. Ziel der Veranstaltung war es, aktuelle Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesem Bereich auszutauschen und über die bevorstehende Wintersaison zu sprechen, in der Corona-bedingt heuer deutlich mehr Freizeitnutzer im Wald mit Skitourengehern, Schneeschuhwanderern, Langläufern etc. erwartet werden. Gemeinsame Lösungen und die richtige Kommunikation für ein bestmögliches Miteinander von Mensch, Tier und Natur zu finden, war die Intention des Walddialog-Webinars, bei dem über 100 Teilnehmer aus einer Vielzahl verschiedener Organisationen – von Behördenvertretern, Touristikern, Jagdvertretern, Waldbesitzern, Umweltorganisationen und Kammervertretern bis hin zu interessierten Bürgern und Vertretern der Wissenschaft teilnahmen.
Einig waren sich die Referenten und Diskutanten, dass in diesem „besonderen“ Jahr ein großes Augenmerk auf die Besucherlenkung gelegt werden muss. DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, betonte in seinen einleitenden Worten: „Die teilweise gesperrten Skilifte und Hotels – und damit die verringerte Möglichkeit einen Skiurlaub zu machen – sowie die Ausgangsbeschränkungen führen dazu, dass Menschen vermehrt ihre Freizeit in der näheren Umgebung in der Natur verbringen. In manchen Gebieten kann es aus den Erfahrungen des Sommers heraus bereits pointiert gesagt zu einem ‚Overtourism‘ im Wald kommen. Dies führt zu ungewollten Konflikten, zu Stress für Wildtiere und auch zu Schäden am Lebensraum und Ökosystem Wald. Denn neben einem wunderbaren Erholungs- und Freizeitort ist der Wald vor allem auch Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Schutzwald, Wirtschaftswald und vieles mehr. Und hier gilt es Zielkonflikte zu vermeiden. Wir müssen den Waldbesuchern verdeutlichen, dass sie sich in einem sensiblen Ökosystem befinden!“
Diese Regeln sollen ganz nach dem Motto der Veranstaltung „mit der Kraft der Multiplikatoren“ an so viele Menschen wie möglich weitergetragen werden. Denn bei einem sind sich alle Referenten einig: Versteht man die Hintergründe, warum es manche Sperren, Begrenzungen, Verbote und Hinweise gibt, hält man sich eher daran.
Einig waren sich die Referenten auch darüber, dass
DI Thomas Schenker vom Forstbetrieb Mariensee zeigte in seinem Vortrag auf, dass die Besucherlenkung im Wald notwendig ist, um die multifunktionalen Leistungen des Waldes auf Dauer sicherzustellen. Zur Freizeitgestaltung im Wald unterscheidet er zwischen Wald als Erholung, der zu Fuß von allen betreten werden darf, und Wald als Sportstätte, zum Beispiel für Langlaufen, Mountainbiken etc. Sportstätten bietet einen Marktwert und dieser soll als Chance genutzt werden. Für Forstbetriebe besteht laut Schenker einerseits die Notwendigkeit und Verantwortung, die vielfältigen Interessen am Wald ausgewogen zu lenken und andererseits die Möglichkeit, die Produktvielfalt zu erhöhen, mehrere Standbeine aufzubauen und für zusätzliche Einkünfte neben dem normalen Holzgeschäft zu sorgen.
„Rücksichtnahme auf Wildtiere ist auch Waldschutz“, betonte Univ. Prof. Dr. Walter Arnold von der Veterinärmedizinische Universität Wien und zeigte anhand zahlreicher Untersuchungen: „Wildtiere nehmen den Einfluss des Menschen stark war und vermeiden die Nähe zu Menschen. Je näher die Wildtiere bei den Menschen sind, desto höher ihr Herzschlag und desto höher ihr Energieverbrauch. Menschen stören den Energiesparmodus, in dem sich die Tiere im Winter befinden. Wildtiere legen sich in den warmen Jahreszeiten Fettreserven an, die dann im Winter abgebaut werden. Um mit den erschwerten Bedingungen gut durch den Winter zu kommen, ist Ruhe oberstes Gebot!“ Als Lösung schlug er vor, gezielte Wildruhezonen mit einem absoluten Betretungsverbot einzurichten. Eine Untersuchung in der Schweiz hat gezeigt, dass dies positive Auswirkungen auf den Wald hatte – die Aufwendungen für Wildschäden gingen kontinuierlich zurück, und das obwohl die Rotwildbestände zugenommen haben.
Tourismusverbände, Grundeigentümer und zahlreiche Vereine und Kooperationen bieten bereits ein dichtes Netz an ausgewiesenen Strecken für Skitouren und Schneeschuhwanderungen an, wo man sicher sein kann, dass man in keinen sensiblen Bereichen unterwegs ist. Hierzu wurden zwei ausgewählte und sehr erfolgreiche Maßnahmen aus dem Arbeitsprogramm der Österreichischen Waldstrategie 2020+ vorgestellt: Initiative „RespekTIERE deinen Grenzen“ und das Programm „Bergwelt Tirol – Miteinander Erleben“.
Die Land&Forst Betriebe Österreich sind die freiwillige Vereinigung österreichischer Landbewirtschafter, mit der Zielsetzung, Österreichs Wälder und Felder als betriebliche Grundlage und gesellschaftlichen Mehrwert zu erhalten und Bewusstsein für die Anliegen privater land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und deren Tätigkeit sowie Verantwortung zu schaffen. Die Mitgliedsbetriebe der Land&Forst Betriebe Österreich bewirtschaften zusammen mehr als ein Drittel des österreichischen Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des österreichischen Getreides.