Die Forstökonomische Tagung 2025

Rückblick und Zusammenfassung

„Die forstlichen Nebenbetriebe – oder der Forst als Nebenbetrieb?“
Unter diesem Leitthema fand am 6. November 2025 in der Forstschule Bruck an der Mur die diesjährige Forstökonomische Tagung statt. Die Land&Forst Betriebe Österreich luden zahlreiche Waldbesitzer:innen, Forstbetriebsleitende, Expert:innen sowie Vertreter:innen aus Wissenschaft und Verwaltung ein, um die vielfältigen wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Aspekte forstlicher Nebenbetriebe zu beleuchten.

Durch das Programm führte Jana Pirolt von den Land&Forst Betrieben Österreich, die die Teilnehmenden durch einen abwechslungsreichen Tag mit Fachvorträgen, Praxisbeispielen und Diskussionsbeiträgen begleitete.

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage, wie Forstbetriebe in Zeiten des Klimawandels, wirtschaftlichen Drucks und gesellschaftlicher Erwartungen langfristig bestehen können. Die klassische Holzproduktion reicht vielfach nicht mehr aus, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern. Daher gewinnen Nebenbetriebe wie Energieproduktion, Tourismus, Immobilienmanagement oder Naturschutzprojekte zunehmend an Bedeutung.

Zu Beginn stellten Jana Pirolt und Stefan Ebner (Bundesforschungszentrum für Wald - BFW) das Projekt ForForestInnovation vor. Mithilfe moderner Modellierungen wurden verschiedene Bewirtschaftungsszenarien - von ungenutzten Wäldern bis zu klimaresilienten Laubmischwäldern - untersucht. Die Ergebnisse zeigen klar: Der Waldumbau zu Mischwäldern ist ökologisch notwendig, führt aber zu deutlich höheren Kosten und Pflegeaufwänden. Daraus wird ersichtlich, dass Innovationen, Forschung und Praxis künftig noch enger zusammenarbeiten müssen, um tragfähige Lösungen für nachhaltige Waldbewirtschaftung zu finden.

Erneuerbare Energie – Nebenbetriebe im Energiesystemwandel

Ein zentraler Themenblock widmete sich den Chancen erneuerbarer Energien.
Kasimir Nemestothy (Landwirtschaftskammer Österreich) zeigte auf, welche Potenziale sich durch den Energiesystemwandel für neue Geschäftsmodelle ergeben. Photovoltaik auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen, Windkraft im Wald oder Biomasseanlagen bieten vielfältige Möglichkeiten. Entscheidend sei jedoch eine verantwortungsvolle Flächennutzung und langfristige Planung. 

Günther Spatzenegger (Österreichische Bundesforste) stellte die Aktivitäten der ÖBf im Bereich Windkraft, Kleinwasserkraft und Waldbiomasse vor. Diese Projekte leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, sind jedoch durch lange Genehmigungsverfahren und wirtschaftliche Unsicherheiten geprägt. Trotzdem setzen die ÖBf weiterhin auf nachhaltige Lösungen und regionale Wertschöpfung, um langfristig stabile Strukturen zu schaffen.

Tourismus und Freizeit – Forstwirtschaft als Dienstleister für Gesellschaft und Region

Julian Della Pietra (Forstamt Gutenberg) zeigte anschaulich, wie forstliche Betriebe durch touristische und freizeitwirtschaftliche Angebote neue Einkommensquellen erschließen können. Beispiele wie die Schöckl Trail Area, Seil- und Rodelbahnen, Paragleiten, Disc Golf, Almbewirtschaftung und Gastronomie tragen zur finanziellen Stabilität bei und fördern gleichzeitig den regionalen Tourismus. Auch Parkraumbewirtschaftung, Motivmieten (für Filme, Konzerte, Workshops) oder Veranstaltungsflächen entwickeln sich zu wirtschaftlich bedeutenden Bereichen – teilweise übersteigen diese Erlöse bereits die Deckungsbeiträge aus der Holzproduktion.

Petra Wagner (MA 49, Stadt Wien) präsentierte die Besonderheiten der Stadtforstwirtschaft Wien. Neben hochwertigem Trinkwasser, biologischer Landwirtschaft und regionaler Produktvielfalt steht hier die Bevölkerung im Mittelpunkt. Über 270 km Wanderwege, 80 Spielplätze und zahlreiche Bildungs- und Naturangebote machen den Wiener Wald zu einem zentralen Erholungs- und Klimaschutzraum. Mit Projekten wie dem „Wald der jungen Wienerinnen“ wird die Stadt aktiv begrünt und Lebensqualität für kommende Generationen gesichert. 

Naturschutz, Biodiversität und Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis

Gerhard Pelzmann (Landwirtschaftskammer Steiermark) betonte, dass der Wald eine Vielzahl an Ökosystemleistungen erbringt - von Bodenbildung und Wasserspeicherung über Klimaschutz bis zu Erholungswerten. Diese Leistungen stehen in engem Zusammenhang mit der Bewirtschaftung. Es braucht daher ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Nutzung, ökologischer Verantwortung und gesellschaftlichen Interessen. Förderungen, Vertragsnaturschutz und faire Entgelte bilden dabei wichtige Instrumente.

Renate Haslinger (BIOSA) zeigte, wie durch enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis Projekte entstehen, die Biodiversität fördern und gleichzeitig ökonomisch tragfähig bleiben. Beispiele sind Trittsteinbiotope, Naturwaldreservate, Biotopmanagement und innovative Ökosponsoring-Projekte. Der Waldbiodiversitätsfaktor dient als Instrument zur Bewertung des ökologischen Mehrwerts und schafft faire Entschädigungsmodelle. So wird Naturschutz zu einem aktiven Bestandteil moderner Forstwirtschaft.

Der Ruhewald – Wald als Ort der Erinnerung und Verantwortung

Michael Bubna-Litic (Gutsbetrieb Bubna) und Felix Montecuccoli (Gut Mitterau) stellten das Konzept des Ruhewaldes vor. In ausgewählten Waldflächen werden naturnahe Begräbnisstätten geschaffen, die Natur, Pietät und Nachhaltigkeit verbinden.
Diese Form der Nutzung zeigt, dass Forstbetriebe nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können. Der Betrieb eines Ruhewaldes erfordert rechtliche Klarheit, Einfühlungsvermögen und eine langfristige Perspektive – zugleich bietet er Raum für Erinnerung und Naturverbundenheit.

Immobilien, Rohstoffe und rechtliche Rahmenbedingungen

Claudia Nutz und Gernot Strasser (ÖBf) gaben Einblicke in das umfassende Immobilienmanagement der Österreichischen Bundesforste. Von Wohn- und Freizeitimmobilien über touristische Objekte bis hin zu Rohstoffnutzung, Wasserkraft und Mobilfunkanlagen tragen zahlreiche Nebenbetriebe zur wirtschaftlichen Stabilität des Unternehmens bei. Auch nachhaltiges Bauen mit Holz, die Sanierung historischer Gebäude und das Prinzip der Substanzerhaltung, wonach sämtliche Erlöse wieder in die Pflege und Erhaltung der Flächen investiert werden, spielen eine zentrale Rolle.

„Nebenbetriebe“ in der Land und Forstwirtschaft: Eine steuerliche Einordnung

Zum Abschluss beleuchtete Dr. Peter Brauner (Allaudit) die rechtlichen und steuerlichen Aspekte der forstlichen Nebenbetriebe. Er zeigte, dass Tätigkeiten wie Parkplatzbewirtschaftung, Energieproduktion oder Rohstoffabbau je nach Nutzung und Dauer steuerlich unterschiedlich einzuordnen sind. Ebenso entscheidend sei die Wahl der passenden Rechtsform, um Haftung, Steuerpflicht und Verwaltungsaufwand sinnvoll auszubalancieren.

Fazit

Die Forstökonomische Tagung 2025 verdeutlichte eindrucksvoll, wie vielfältig und zukunftsorientiert die österreichische Forstwirtschaft heute agiert. Nebenbetriebe tragen zunehmend dazu bei, wirtschaftliche Stabilität zu sichern, ökologische Verantwortung zu übernehmen und gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen.

Ob Energie, Tourismus, Naturschutz, Immobilien oder soziale Projekte - der moderne Forstbetrieb ist mehrdimensional aufgestellt und verbindet ökonomisches Denken mit nachhaltigem Handeln. So wird sichtbar: Der Wald ist weit mehr als nur Holz. Er ist Lebensraum, Wirtschaftskraft und Verantwortung zugleich.

 

Die Präsentationen von Stefan Ebner & Jana Pirolt, Kasimir Nemestothy, Günther Spatzenegger, Gerhard Pelzmann, Michael Bubna-Litic & Felix Montecuccoli, Claudia Nutz & Gernot Strasser und Peter Brauner stehen rechts zum Download zur Verfügung.