Gemeinsame Agrarpolitik 2021 bis 2027

Landwirtschaft

Land und Forstbetriebe Österreich Logo

Gemeinsame Agrarpolitik

Der Austritt der Briten und die geplanten erhöhten Ausgaben für andere Politikfelder (z. B. Sicherheit und Migration) bedeuten eine Kürzung des EU-Budgets für die europäische Landwirtschaft. Kommt der Finanzrahmen wie geplant, wird es – je nach Ausgestaltung der GAP – eine Reduktion des Österreichischen Programmes von weit über 10 Prozent geben. Zusätzlich stehen Capping und Top-Up im Raum. Für die Land&Forst Betriebe Österreich steht fest: Jede willkürliche Einziehung von Grenzen – egal ob über Hektar-, Mitarbeiter- oder sonstige Produktionsgröße – gefährdet das strategische Rückgrat unserer heimischen Landwirtschaft. Denn die Vielfalt der heimischen Agrarstruktur nach Produktionsbereichen, Lagen und Betriebsgrößen ist die Stärke unserer Heimat.

Kosten des Brexit müssen von allen getragen werden

„Einheitslösungen sind in einer vielschichtigen Landschaft wie der unseren nicht möglich. Zusätzlich steigen fast täglich die betrieblichen Belastungen durch Wünsche und Interessen von Staat und Gesellschaft. Die Kosten des Brexit müssen daher von allen gemeinsam getragen und dürfen keinesfalls als Sonderopfer der Landwirtschaft verbucht werden“, fordert Zeno Piatti-Fünfkirchen, Vizepräsident der Land&Forst Betriebe Österreich.

„Alle österreichischen Betriebe sind im europäischen Vergleich Klein- und maximal Mittelbetriebe. Wirft man einen Blick auf die Agrarstruktur der Nachbarländer, findet man dort Betriebe, die oft 20-mal größer sind als die größten unserer österreichischen Betriebe. Umso erstaunlicher ist es, dass gerade in Österreich immer wieder eine Groß-Klein-Debatte angestoßen wird“, so Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich.

Entbürokratisierung gefordert

Montecuccoli fordert zudem von der EU die Sicherstellung einer Verwaltungsvereinfachung: „Die Reduktion der Verwaltungsaufwendungen darf nicht bei der Kommission enden. Die Vorschläge, die die EU-Kommission gemacht hat, führen vielleicht gerade noch dazu, dass in der Kommissionsbürokratie die Verwaltung abnimmt. In Summe ist es aber keine Vereinfachung, wenn ich die Verwaltung einfach auf den nächsten Tisch weiterschiebe. Wir verlangen ganz konkret, dass dieses Thema ernsthaft diskutiert und wahrgenommen wird. Verwaltungsvereinfachung muss beim Bürger ankommen, nicht nur beim EU-Beamten!“

Landwirtschaft im Klimawandel

Zu all den Unsicherheiten und Herausforderungen von Markt und Administration kämpfen heimische Landwirte heute mit Wetterextremen und den damit einhergehenden Folgen. Im Nordosten des Landes herrscht eine noch nie dagewesene Trockenheit, im Süden des Landes enorme Wassermassen und quer durch das ganze Land kämpfen Land- und Forstwirte in Folge mit Schädlingen enormen Ausmaßes. Langfristig müssen hier auf nationaler und auf europäischer Ebene Lösungen gefunden werden. Dabei spielen Direktzahlungen eine wesentliche Rolle, da sie gegen marktbedingtes beziehungsweise klimatisches Produktionsrisiko absichern. Im Gegensatz zu Versicherungen bleibt dabei die Kontrolle über die Ressourcen in den Händen der Landwirte.

„Das Ziel muss jedoch sein, unter den immer schwieriger werdenden Bedingungen die Ernährungs- und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Ein wichtiger Teilschritt wurde beispielsweise mit dem Projekt „Zukunftsfitte Sorten“ des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit gemacht. Um dem Klimawandel entgegenzutreten, brauchen wir Sorten in Österreich, die für die neuen Rahmenbedingungen und Anforderungen geeignet sind“, wagt Piatti-Fünfkirchen einen Blick in die Zukunft.

Längere Wärme- und weniger Frostperioden begünstigen Insekten und Schadorganismen. Die Landwirte in Europa und Österreich werden auch in Zukunft moderne Pflanzenschutzmittel brauchen. Neben der Züchtung klimafitter Sorten muss daher auch die Qualitätssicherung weiterentwickelt werden.

„Es liegt in der Verantwortung von uns Landwirten, eigenständig Strategien und Instrumente auszuprobieren, um die nächsten Klimaextreme zu überleben. Dafür braucht es aber die entsprechenden finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie technischen Entwicklungen. Denn so weiter machen wie bisher ist keine Option“, so der Vizepräsident der Land&Forst Betriebe Österreich abschließend.