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Presseaussendung 05. Februar 2024
Wien, am 05.2.2024
Die stetige Reduktion des bäuerlichen Einkommens in Europa über viele Jahre, eine überbordende EU-Bürokratie, der erneute Versuch das EU Nature Restauration Law auf Schiene zu bringen und die vor wenigen Tagen verlautbarte Verlängerung der Ukraine- Importe in den EU-Binnenmarkt haben die bäuerliche Seele zum Kochen gebracht.
Die stattfindenden Proteste und die daran geknüpften Forderungen sind inhaltlich vollkommen gerechtfertigt. Klar ist aber auch, dass dies nur mit legitimen Mitteln erfolgen darf - Gewalt kann keinesfalls eine Lösung sein. Die europäische Politik verfolgt mit dem Zollfreiabkommen mit der Ukraine das Ziel, kostengünstige Lebensmittel zu erhalten, um dadurch eine Reduktion der Inflation zu bewirken. Leider geschieht dies auf Kosten der europäischen Landwirte, die aufgrund hoher Produktionskosten und niedriger Preise in die Verlustzone geraten.
Von Europas Bauern wird immer mehr verlangt, aber geredet wird mit ihnen immer weniger. Während die Auflagen, Einschränkungen und Dokumentationspflichten besonders unter der amtierenden Kommission enorm zugenommen haben, hat diese gleichzeitig die Dialogforen und beratenden Gremien marginalisiert oder gleich abgeschafft! Europas Landbewirtschafter vermissen seit Jahren einen ernsthaften Dialog auf Augenhöhe. Denn Bauern und Waldbesitzer sind nicht irgendwelche Stakeholder bei Umweltthemen. Sie sind die Leistungsträger der Lebensmittelproduktion und Produzenten nachwachsender Rohstoffe. Europas schützenswerte Landschaften sind nicht trotz, sondern nur wegen einer aktiven Bewirtschaftung so erhaltenswert und wertvoll.
Die Realität des bäuerlichen Einkommens steht im starken Gegensatz zu polemischen Kommentaren über die angeblich zu hohen Gewinne im Jahr 2022. Genauer betrachtet zeigt sich nämlich für die Betroffenen ein völlig anderes Bild: bereits seit 2011 verzeichnen die landwirtschaftlichen Betriebe kontinuierliche Einkommensrückgänge, wobei erst im Jahr 2021 das Niveau von 2011 (!) wieder erreicht wurde. Der kurze Moment des Aufschwungs im Jahr 2022 war nicht einmal ausreichend, um die Verluste der Vergangenheit abzudecken, und aktuell liegen die Einkommen sogar unter dem Stand von 2021. Während das Einkommen der Betriebe somit weiterhin sinkt, steigen gleichzeitig die Produktionskosten um 20 bis 30 Prozent.
In einer Zeit, in der Dienstnehmer einen Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen unter Inflation ablehnen, kämpfen die Bauern also seit vielen Jahren mit einer kontinuierlichen Reduktion ihres Einkommens. Trotz dieser negativen Einkommensentwicklung wurden ihre Anliegen jedoch immer mit Schulterzucken abgetan, unter dem Vorwand der Marktwirtschaft. Doch sobald der Markt Preiserhöhungen mit sich bringt, wird umgehend nach regulatorischem Eingreifen gerufen. Angesichts dieser Herausforderungen können und wollen die Bauern nicht länger tatenlos zusehen. Sie erheben ihre Stimme, um gegen diese untragbaren Bedingungen zu protestieren und fordern eine gerechte Entlohnung für ihre harte Arbeit.
Die Land&Forst Betriebe Österreich schließen sich den Forderungen der Proteste an. Eine inflationsgebundene Finanzierung des GAP-Budgets ist künftig zwingend notwendig, um überhaupt noch eine rentable Produktion von Lebensmittel zu gewährleisten. Die Gesetzgebung muss zudem unbürokratischer gestaltet werden, um Landwirten eine wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltige Bewirtschaftung zu ermöglichen.
Ernst Harrach, Vizepräsident der Land&Forst Betriebe Österreich, betont: ‚‚Wir sehnen uns nach glücklichen Tieren in naturnahen Lebensbedingungen, kaufen jedoch Produkte ein, die billig und unter völlig anderen Bedingungen produziert werden – nun sogar noch zollfrei aus der Ukraine importiert. Regulative zum Schutz der Natur sind gut und wichtig, aber bitte mit Maß und Ziel. Wir müssen es den Landwirten ermöglichen, unter fairen Bedingungen ein angemessenes Einkommen erwirtschaften zu können. Weniger Bürokratie und indexierte Leistungsabgeltungen sind daher notwendig.“ (Schluss)