„Falsche Signale im EU-Parlament für eine nachhaltige Forstwirtschaft gesetzt!“

Presseaussendung 15. September 2022

„Falsche Signale im EU-Parlament für eine nachhaltige Forstwirtschaft gesetzt!“

Wien, am 15.9.2022

„Falsche Signale im EU-Parlament für eine nachhaltige Forstwirtschaft gesetzt!"

Die Land&Forst Betriebe Österreich kritisieren die jüngsten Entscheidungen im EU-Parlament zur künftigen Waldpolitik schwer und sehen eine nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich massiv gefährdet.

Im EU-Parlament wurden in den letzten beiden Tagen die Positionierungen zu drei wesentlichen waldrelevanten Materien getroffen. Konkret ging es um die Europäische Waldstrategie, die Verordnung über entwaldungsfreie Produkte und um die Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED III). Leider wurde dabei weder auf regionale Besonderheiten noch auf bereits vorhandene – im Falle Österreichs sehr hohe – Standards Rücksicht genommen. Damit werden einer nachhaltigen Forstbewirtschaftung künftig viele zusätzliche Regeln und Auflagen vorgeschrieben, die nicht nur ökonomisch und administrativ schwierige Auswirkungen haben, sondern dem Wald auch seine Aufgabe im Kampf gegen den Klimawandel nahezu unmöglich machen. Denn während etwa mit dem Bericht zur EU-Waldstrategie leichte Signale in die richtige Richtung entsendet werden, sind es konkrete Erfordernisse in den anderen zwei Materien und die Summe der Entwicklungen, die für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung unmittelbare negative Auswirkungen haben.

EU-Waldstrategie
Hier konnten leichte Verbesserungen zum Vorschlag der EU-Kommission in der Parlaments-Positionierung erreicht werden. So unterstrich das Parlament die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten für Forstthemen, sprach sich klar für bereits bestehende Indikatoren und Prozesse aus und forderte eine bessere Ausbalancierung zwischen den ökologischen, ökonomischen und sozialen Schwerpunkten der Strategie. Trotzdem bleiben schwierige Punkte im Programm bestehen, wie etwa ungelöste Fragen von Definitionen (wie etwa zu „Old Growth Forests“), die Einrichtung von Pufferzonen oder die bereits in einer Folgematerie überzogenen und unrealistischen Ansätze zur Wiederherstellung der Natur.

Verordnung über entwaldungsfreie Produkte
Die Seitens der Land&Forst Betriebe im Vorfeld des Prozesses eingebrachten Kritikpunkte blieben leider auch in der Position des EU-Parlaments bestehen, so dass weiterhin problematische Definitionen enthalten sind und hoher bürokratischer Aufwand und Kontrollen für die Marktteilnehmer in der EU vorgesehen werden. Auch sind bereits Nachschärfungen und Ausweitungen der Verordnung avisiert. Detailfragen sollen über so genannte „Delegated Acts“ gelöst werden, bei denen sich die EU-Kommission nur mehr eines vereinfachten Politikwerdungsprozesses unterziehen muss. Alle diese Punkte sind strikt abzulehnen.

Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED III)
Die neue Richtlinie sah vor, dass Primärholz, das aus dem Wald kommt und direkt für energetische Zwecke verwendet wird, nicht mehr als erneuerbare Energie anerkannt werden soll. Dies konnte nicht zuletzt auf Grund der intensiven politischen Arbeit der letzten Wochen abgeschwächt werden. Trotzdem werden damit die Bemühungen der österreichischen Waldbesitzer, ihren Beitrag zur Erreichung der „Erneuerbaren-Anteile“ im Bereich Biomasse zu leisten, massiv eingeschränkt. Damit werden die Klimaziele in Österreich schwer erreichbar werden! Der umweltfreundliche und nachhaltige Rohstoff Holz soll nun künftig zwar zum Teil, aber gedeckelt als erneuerbar anerkannt werden, während man zeitgleich Atomkraft als umweltfreundliche und nachhaltige Energiequelle forciert – eine untragbare Situation für den nachhaltigen Sektor schlechthin, vor allem aber für die nächsten Generationen!

„Holz wird in Österreich nicht sinnlos verheizt, sondern ist ein wichtiger Baustein für die Wertschöpfung am Land und um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Wir können es uns daher auch nicht leisten, darauf zu verzichten. Dass die EU nun diese Leistung schmälert oder gar in Frage stellt, ist der falsche Weg! Es sind nun die Mitgliedstaaten im Rat gefordert, diese Themen noch auszubügeln und weg von ideologischen Diskussionen eine fachlich fundierte Lösung für die Zukunft zu entwickeln“, fordert der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, DI Felix Montecuccoli ein. (Schluss)