Der Wald ist kein Mistkübel – Wildtiere sind in Gefahr

Presseaussendung 16. April 2020

Der Wald ist kein Mistkübel – Wildtiere sind in Gefahr

Wien, 16. April 2020

Viele Menschen müssen aktuell ihre meiste Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen: Nach Homeoffice, Homeschooling und generell der Einhaltung der Ausgangsbeschränkung suchen sie daher Ausgleich und Erholung im Wald und in der Natur. Neben seinem Zweck als Erholungsort für Menschen ist der Wald aber besonders jetzt im Frühling auch Kinderstube der Natur und es braucht besondere Rücksicht durch die Waldbesucher. Auf gar keinen Fall ist der Wald ein Mistkübel!

„Wir haben in Österreich die glückliche Lage, dass die Wälder neben vielen anderen Aufgaben auch in der Lage sind, als Erholungsraum für die Bevölkerung zu dienen, was in Zeiten der räumlichen Einschränkung wichtiger ist denn je. Die Wälder sind aber auch Lebensraum für Tiere – jetzt im Frühling vor allem auch für viele junge Wildtiere, die unbedingt Ruhe brauchen. Dabei ist ganz wichtig: Der Wald ist kein Mistkübel! Achtlos weggeworfener Müll verursacht nämlich Tierleiden und schadet dem gesamten Ökosystem Wald“, so DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, zur aktuellen Situation.

Littering ist nicht cool!

Littering, das achtlose Wegwerfen von Müll im Wald, auf Wiesen und Feldern, hat sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Folgen. Herumliegender Müll verunstaltet die Landschaft, gefährdet Tiere und Menschen, stört das ökologische Gleichgewicht und kostet Geld. Getränkedosen, Zigarettenstummel, Kaugummi etc. gehören in vorgesehene Mistkübel oder sind, wenn solche nicht vorhanden sind, wieder aus dem Wald mitnehmen! Das neumodische Wort „Littering“ soll keinesfalls den Glauben vermitteln, dass man damit etwas Cooles macht.

Müll verursacht Tierleiden

„Waldbesitzer berichten bereits von dramatischen Szenen, die sich aktuell im Wald abspielen. Ein Fuchs, der an einer Dose um die Schnauze verendet ist, oder ein Reh, das sich eine Glasscherbe eingetreten hat. So etwas darf nicht passieren! Und dazu braucht es nur ein bisschen Hausverstand und Rücksicht nach dem Motto: ‚Was ich in den Wald hineintrage, nehme ich auch wieder mit hinaus!‘“, weist Montecuccoli auf zum Teil rücksichtsloses Verhalten hin. „Um die Waldtiere jetzt zu schützen, ist jeder Waldbesucher aufgerufen, sich rücksichtsvoll zu verhalten und auch Zivilcourage zu zeigen. Denn jemanden anderen auf ein Fehlverhalten wie das Wegwerfen einer Dose oder einer Zigarette hinzuweisen kann derzeit Tierleben retten oder einen Waldbrand verhindern,“ ersucht der Verbandspräsident um die Mitwirkung der Bevölkerung.

Psssst in der Kinderstube der Natur

Gerade im Frühling und Frühsommer ist es bei allen menschlichen Freizeitaktivitäten in der freien Natur sehr wichtig eine maximale Rücksicht auf freilebende Tiere zu nehmen.

Wildtierökologe Dr. Miroslav Vodnansky erklärt dazu: „In dieser Zeit sind die meisten Wildtiere gegenüber Störungen besonders empfindlich, weil sie während des Frühlings und Frühsommers Nachwuchs bekommen und aufziehen. Dazu brauchen die Muttertiere viel Nahrung und Ruhe, da besonders säugende Rehgaisen für die Milchbildung den doppelten Nährstoffbedarf brauchen. Werden die Muttertiere in ihrem Lebensraum gestört, wird ihr natürlicher Rhythmus der Nahrungsaufnahme beeinträchtigt und es führt zu hohen Energieausgaben für die gesteigerte Fluchtbereitschaft. Das hat eine negative Auswirkung auf die Nahrungsversorgung der Jungtiere. Vor allem Wildscheine sind eine sehr wehrhafte und gefährliche Wildtierart und reagieren häufig während der Aufzucht der Jungtiere besonders aggressiv.“

Hunde unbedingt an die Leine!

Freilaufende Hund sind eine besonders große Gefahr für die jungen Wildtiere, die teilweise noch nicht flüchten können und auf ihre Eltern angewiesen sein. Der ausgeprägte Geruchssinn und der natürliche Instinkt von Hunden führt sie zu den Wildtieren und das bedeutet im schlimmsten Fall deren Tod. Die Wildtiere selbst haben ebenso einen ausgeprägten Geruchssinn und wittern Hunde – bereits der Geruch eines Hundes führt bei den Wildtieren zu Stress und Fluchtreflex.

Wald ist keine Mülldeponie

„Auch Sperrmüll und Gartenabfälle bzw. Grünschnitt werden aktuell vermehrt im Wald abgelegt. Illegale Müllablagerungen im Wald sind laut Gesetz strengstens verboten und werden auch bestraft. Autoreifen, Möbel, Waschbecken oder auch Klomuscheln haben im Wald wirklich nichts zu suchen und gehören auf Mülldeponien, die seit Dienstag wieder offen haben“, so Montecuccoli abschließend.

Die Land&Forst Betriebe Österreich sind die freiwillige Vereinigung österreichischer Landbewirtschafter, mit der Zielsetzung, Österreichs Wälder und Felder als betriebliche Grundlage und gesellschaftlichen Mehrwert zu erhalten und Bewusstsein für die Anliegen privater land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und deren Tätigkeit sowie Verantwortung zu schaffen. Die Mitgliedsbetriebe der Land&Forst Betriebe Österreich bewirtschaften zusammen mehr als ein Drittel des österreichischen Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des österreichischen Getreides.