Borkenkäfer: Der Schaden ist groß

Presseaussendung 22. Oktober 2018

Für 2018 werden rund 4 Millionen Festmeter Schadholz erwartet.

Borkenkäfer: Der Schaden ist groß

Wien, am 22. Oktober 2018

Ein kleiner Käfer, in der Größe von ca. fünf Millimeter, wütet in Österreichs Wäldern – vor allem nördlich der Donau. Die Rede ist vom Borkenkäfer. Er bevorzugt Fichten, die Hauptbaumart in Österreich, sowie warmes trockenes Klima – beides findet er zum Beispiel im Mühl- oder Waldviertel. Waldbesitzer setzen alles daran, die Vermehrung des Käfers einzudämmen und das Holz so rasch wie möglich aus dem Wald zu transportieren. Der Schaden für dieses Jahr wird trotzdem beträchtlich sein. Die Land&Forst Betriebe Österreich rechnen mit vier Millionen Festmeter Borkenkäferholz.

Nord-Osten des Landes stark betroffen

„Die früh einsetzende Hitzewelle, die den gesamten Sommer lang anhielt und auch der warme und trockene Herbst, waren ein Eldorado für den Borkenkäfer. Die Bäume können sich nicht mehr erholen und verlieren ihre natürlichen Abwehrfunktionen, den Harzfluss. Und was für Bäume schlecht ist, ist für Käfer gut – Wärme und Trockenheit. Der Mehraufwand für Käferbekämpfung, die Übersättigung des Marktes, die sinkenden Holzpreise und die Kosten für die Wiederaufforstung machen Waldbesitzern das Leben schwer“, fasst DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, die schwierige Situation für die Waldbesitzer in den betroffenen Regionen zusammen.

2018: Rekord an Käferholz erwartet

2017 wurden 3,5 Millionen Festmeter Borkenkäferholz verzeichnet. Das war der bislang höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Für 2018 wird dieser Rekord gebrochen werden. „In bestimmten Teilen des Landes fliegt bereits die vierte Generation Borkenkäfer. Wir rechnen in diesem Jahr mit mindestens vier Millionen Festmeter Schadholz, das vom Borkenkäfer verursacht wird“, so Montecuccoli weiter.

Die Aufarbeitung des Käferholzes ist ein Wettlauf mit der Zeit. Vom Erkennen des Schadens bis zum Absatz beim Kunden sollte eine sehr kurze Zeit liegen, um einerseits den Brutzyklus der Käfer zu unterbrechen, andererseits um den Wertverlust des Holzes einzudämmen. Die Waldlager in Borkenkäfer-Schadgebieten bauen sich jedoch nur sehr langsam ab, die Wartezeit für die Abfuhr des bereitgestellten Holzes kann oft mehrere Wochen dauern.

„Kommt es zu Verzögerung in der Abfuhr, ist ein Preisverlust die Folge. Denn bleibt das Holz liegen, verschlechtert sich die Qualität – eine „Bläue“ durch Pilzbefall kann auftreten – und ganze Fuhren werden in ihrer Qualität abgewertet. Im schlimmsten Fall ist ein Verlust von bis zu 50 Prozent möglich“, erklärt DI Felix Montecuccoli weiter.

Schadholzaufkommen steigt in ganz Europa

Der trockene Sommer und seine Folgen haben das Schadholzaufkommen in gesamt Europa steigen lassen. Laut Holzkurier wird es in Mitteleuropa, bei einem erwarteten Einschlag von 97 Millionen Festmeter, zu einem Schadholzanteil von 51 Millionen Festmeter kommen. In Deutschland sind vor allem die Regionen in Mittel- und Norddeutschland betroffen. Im Jänner verursachte Sturm Friederike eine große Menge Schadholz, die Sommertrockenheit tat ihr Übriges und verursachte in Folge im gesamten Bundesgebiet enorme Schadholzmengen. Im Nachbarland Tschechien sieht es ähnlich aus – dort werden rund 25 Millionen Festmeter Käferholz bis Jahresende anfallen. Auch in der Schweiz wird das Ausmaß des Käferholzanfalls steigen.

Forstbetriebe: wirtschaftliches Überleben immer schwieriger

Den betroffenen Betrieben fehlen Einnahmen wegen Preisverlusten und die Kosten für die Aufarbeitung und die Wiederbewaldung steigen enorm. Kleinwaldbesitzer mussten oft ihre gesamte Waldfläche, die eigentlich für die nächsten Generationen vorsorgen sollte, ernten.

„Für Forstbetriebe wird es unter den gegebenen Bedingungen – erhöhter personeller Einsatz, erhöhte Erntekosten, Absatzprobleme aufgrund der Übersättigung am Markt, Wertminderung des Holzes, sinkende Holzpreise und natürlich die massiven Folgekosten für Aufforstung – immer schwieriger, wirtschaftlich zu überleben. Für die Aufrechterhaltung der vielfältigen Waldleistungen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft brauchen wir dringend höhere Holzpreise. Holz wird gebraucht und die Nachfrage auf internationalen Märkten nimmt zu. Nur so kann der heimische Wald für die aktuellen Herausforderungen klimafit und enkeltauglich gemacht werden“, erklärt Montecuccoli das Zusammenspiel am Markt.

Waldeigentümer tragen nachhaltige Verantwortung

„Für heuer gibt es leider noch keine Entwarnung. Die Situation wird sich nicht so schnell ändern. Der Klimawandel arbeitet gegen uns, wir müssen uns auch in den kommenden Jahren auf eine ähnliche Situation vorbereiten. Borkenkäfer überwintern in nicht abgestorbenen Bäumen, in Restholz und in der Bodenstreu, wo sie nicht bekämpft werden können. Wir hoffen auf einen feuchten Winter und vielleicht auch Frühling. Das Credo für alle Waldbesitzer lautet: suchen, finden, aufarbeiten“, beschreibt Montecuccoli die aktuelle Aufgabe und ergänzt: „Schließlich tragen die Waldeigentümer bereits seit Generationen erfolgreich die nachhaltige Verantwortung für einen gesunden Wald und den Erhalt der vielen Waldfunktionen.“

Die Land&Forst Betriebe Österreich sind die freiwillige Vereinigung österreichischer Landbewirtschafter, mit der Zielsetzung, Österreichs Wälder und Felder als betriebliche Grundlage und gesellschaftlichen Mehrwert zu erhalten und Bewusstsein für die Anliegen privater land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und deren Tätigkeit sowie Verantwortung zu schaffen. Die Mitgliedsbetriebe der Land&Forst Betriebe Österreich bewirtschaften zusammen ein Drittel des österreichischen Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des österreichischen Getreides.