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Land&Forst Betriebe Steiermark
Bewältigung der Aufarbeitung und Wiederbewaldung unter Berücksichtigung des Klimawandels
Die Forstwirtschaft sieht sich heute vermehrt mit Elementarereignissen konfrontiert, welche eine Bewirtschaftung des Waldes erheblich erschweren sowie zu enormen finanziellen Einbußen führen. Daher muss die Branche neue Ansätze finden, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Bei einer Fachexkursion wurde nun die Bewältigung der Aufarbeitung und der Wiederbewaldung unter Berücksichtigung des Klimawandels am Beispiel des Sturmes Paula diskutiert.
Entscheidungen welche in solchen Situationen getroffen werden, betreffen Bewirtschafter generationsübergreifend, da der Wald nicht in Jahren sondern in Jahrzehnten wächst. Dabei ist vor allem die private Hand gefordert, da sich rund 80 Prozent des österreichischen Waldes im Privateigentum befinden. Einmal mehr hat sich daher der Verband der Land&Forst Betriebe Steiermark in Form eines seitens des Landes, des Bundes und der Europäischen Union finanzierten Projektes dazu entschieden, das Thema Elementarereignis in Zusammenhang mit dem Klimawandel anhand eines Praxisbeispiels aufzuarbeiten. Diesbezüglich wurde am 5. September 2019 ein Projekt mit dem Thema „10 Jahre nach Paula“ am Betrieb Gutenberg durchgeführt.
Als Vortragende konnten mit Ulrich Stubenberg, Eigentümer und Bewirtschafter des Forstbetriebs Gutenberg, Oberförster Gert Siebeneichler, Universitätsprofessor Eduard Hochbichler sowie Heinz Lick, Experte für Fördermöglichkeiten des Landes Steiermark hochkarätige Experten gefunden werden.
Grund der Auswahl dieses Exkursionsziels war das vor rund 10 Jahren über Deutschland und Österreich gezogene Sturmtief Paula, welches verheerende Schäden unter anderem in der steirischen Forstwirtschaft hinterließ. Dieses Sturmtief verursachte laut Schätzungen des Landes allein in der Steiermark einen Schadholzanfall von rund 5 Millionen Festmeter Holz. In Folge waren Auszahlungen aus dem Katastrophenfond für 11.000 Hektar Wald von rund 20 Millionen Euro notwendig. Ein wenig paradox mutet es dabei an, dass unsere Wälder eigentlich als Puffer gegen den Klimawandel fungieren und dennoch Hauptbetroffene der Auswüchse dieses Wandels sind. Umso mehr war es uns ein Anliegen, dieses Thema anhand eines Praxisbeispiels vor den Vorhang zu holen.
Das Exkursionsziel „Betrieb Gutenberg“ liegt im Bezirk Graz Umgebung. Der Betrieb besteht aus einer Fläche von rund 1.800 Hektar, davon 1.600 Hektar Wald. Das durch das Sturmtief Paula betroffene Gebiet umfasste rund 280 Hektar und befindet sich im Naherholungsgebiet der Grazer, dem Schöckl. Der Eigentümer und dessen Förster schilderten eindrucksvoll die Belastung des Betriebes durch diesen Windwurf, die Abhängigkeit von Holzabnehmern sowie die bleibende Ungewissheit der Wiederbewaldung. Ein großer Teil der Schadfläche konnte durch Naturverjüngung wiederbegründet werden, der andere Teil wurde aufgeforstet. Die zahlreichen Teilnehmer interessierten sich dabei vor allem für die getroffene Baumartenwahl sowie für die diesbezügliche Verteilung. Univ.-Prof. Hochbichler resümierte, „dass aufgrund der sich ändernden Klima- und Standortsbedingungen Waldbewirtschaftungsstrategien zu entwickeln wären, welche die Stabilität, Resilienz sowie Elastizität der Waldbestände verbessern und damit entscheidend zur Erhaltung / Verbesserung der Biodiversität auf Bestandes- und Landschaftsebene (Forstbetrieb; Naturraum-Landschaft) beitragen (Ökosystemleistungen) können. Aktuelle und zukünftige Herausforderungen würden in einer Risikominderung bei der Waldbewirtschaftung durch Erhaltung und Forcierung von Mischwäldern durch standortsgerechte Wiederbewaldung von Schadflächen, zielorientierte Bestandespflege und Forcierung von Vorausverjüngung (Naturverjüngung) unter Berücksichtigung zukünftiger Erfolgspotenziale liegen.“
Nach eingehender Besichtigung der betroffenen Flächen sowie einer abschließenden Podiumsdiskussion im Alpengasthof am Schöckl wurde einhellig resümiert, dass am Betrieb Gutenberg vieles richtig gemacht wurde, sich gewisse Szenarien aber zum nunmehrigen Zeitpunkt einfach noch nicht abschließend beurteilen lassen würden. Mit dieser Situation müsse die Forstwirtschaft aufgrund der relativ langen Umtriebszeit leben.
Zusammenfassend stehen die Forstwirte aufgrund der Klimaveränderung dennoch vor großen Herausforderungen. Der Obmann der LFB Steiermark Carl Prinz von Croÿ ist jedenfalls überzeugt, „dass sich der steirische Wald in guten Händen befindet. Ein Fokus müsse dabei auf eine nachhaltige Entwicklung gelegt werden, welche nur durch ein gleichzeitiges Umsetzen von wirtschaftlichen, umweltbezogenen sowie sozialen Zielen erreicht werden kann. Die Multifunktionalität des Waldes und deren Wirkungen hat ebenso für nachfolgende Generationen erhalten zu bleiben. Man habe jedoch an dieser Fachexkursion abermals gesehen, dass hier mit Fachkompetenz und Weitsicht gearbeitet wurde und wird. Die Forstwirtschaft müsse in Zukunft weiterhin eng mit Wissenschaft und Forschung zusammenarbeiten.“ Der Obmann der LFB Steiermark blickt trotz aller Schwierigkeiten zuversichtlich in die Zukunft. Projekte wie diese, das hat man vor allem an dem großen Interesse und Andrang feststellen können, sind gefragter denn je und es bedarf zusätzlicher Mittel um Wissens- und Erfahrungsvermittlung sowie Wissenschaft und Forschung entsprechend zu forcieren.