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Wien, 25. Jänner 2019
Waldinventur des BFW
Wie steht es um Österreichs Wald in seiner Gesamtheit? Dies erfasst die österreichische Waldinventur des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) – die größte Erhebung in diesem Bereich. Dafür wurden in den vergangenen drei Jahren auf 5.500 Waldflächen in ganz Österreich umfassende Erhebungen durchgeführt. Insgesamt dauert die Untersuchung sechs Jahre und erfasst gesamt 11.000 Punkte.
„Österreichs Waldfläche hat erstmals die Marke von vier Millionen Hektar überschritten. Somit ist fast die Hälfte der Österreichischen Staatsfläche Wald. Genau genommen sind es 47,9 Prozent“, so Bundesministerin Elisabeth Köstinger bei der Präsentation der Waldinventur.
Das waldreichste Bundesland ist die Steiermark mit 62 Prozent, gefolgt von Kärnten (61 Prozent), Salzburg (53 Prozent) und Oberösterreich (42 Prozent). Der Wald hat in den letzten zehn Jahren durchschnittlich um 3.400 Hektar je Jahr zugenommen – dies entspricht 4.762 Fußballfeldern.
Der Trend zu mehr Laub- und Mischwald geht weiter: Der Buchen-Anteil legte zu (von 336.000 Hektar auf 342.000 Hektar) und hat einen Anteil von rund 12 Prozent. Auch die Verbreitung von Ahorn hat zugenommen. „Laub- und Mischwälder sind stabiler und resistenter, sowohl gegen Schädlingsbefall, als auch gegen klimatische Veränderungen. Auch die Biodiversität und Artenvielfalt profitiert von dieser Entwicklung“, so Köstinger.
Hauptbaumart bleibt mit einem Anteil von 57,4 Prozent jedoch die Fichte. Hier gab es allerdings durch den Borkenkäfer bedingte Flächenverluste. "Er ist nördlich der Donau großes Thema und Herausforderung für die Waldbesitzer", erläuterte BFW-Leiter Peter Mayer. Die Fichte sei wirtschaftlich und ökologisch wichtig, der Klimawandel setze aber Grenzen. „Ziel der Forschung ist es daher, diese Baumart anpassen zu können, etwa durch die Veränderung der Höhenstufen“, so Mayer. Doch blickt man auf die nächsten 100 Jahre, dann werde es Regionen geben, wo es in Zukunft keine Fichte mehr geben wird.
Was das Eschensterben durch einen eingeschleppten asiatischen Schlauchpilz betrifft, so erinnerte Mayer an das Resistenz-Züchtungsprojekt des Forschungszentrums. Und auch wenn der Wald ebenfalls vom Klimawandel betroffen ist, ist er auch gleichzeitig Teil der Lösung, vor allem durch die Substitution von CO2.
Auch wenn die Entwicklung beim Waldbestand positiv ist, wird für das Vorjahr eine"noch nie da gewesene Menge an Schadholz" im Ausmaß von vier Millionen Festmetern erwartet, sagte Köstinger. Hier habe man aber rasch Maßnahmen ergriffen und setzt auch auf Ansätze wie etwa die "Nasslagerung", die das Holz sowohl vor dem Austrocknen wie auch vor Schädlingen schützt. Zudem wurde in die Aufforstung investiert. Weiteres Schadholz wird der schneereiche Winter liefern. Hier zeigte sich laut der Ministerin, dass die Schutzfunktion der Wälder enorm ist: "Wir haben rund 4.600 Lawineneinzugsgebiete in Österreich, ohne die Wälder wäre Lawinenschutz nicht möglich." Eine Lawinenschutzstrategie soll vorhanden Lücken schließen, wichtig sei es hier, auf die natürliche Verjüngung zu setzen. Das werde auch in den nächsten Jahren eine große Priorität des Ressorts sein.
Im Jahr 2018 wuchsen 29,7 Mio. Kubikmeter zu, davon wurden 26,2 Mio. Kubikmeter genutzt. Die Nutzung des Waldes ist von 85 Prozent auf 88 Prozent gestiegen. „Diese nachhaltige Nutzung ist für die Erreichung unsere Zielsetzungen in der Bioökonomie, der Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen und einer erdölfreien Gesellschaft, ein wichtiger Aspekt“, betonte Köstinger.
Besonders positiv zu vermerken ist auch, dass Kleinwaldbesitzerinnen und –besitzer, das sind Betriebe unter 200 Hektar Größe, sich vermehrt um ihren Wald kümmern und ihn auch als Einkommensquelle sehen. Sie nutzen bereits 85 Prozent des Zuwachses, vor zehn Jahren waren dies nur 74 Prozent. Das ist wichtig, denn nur bewirtschaftete und gepflegte Wälder können ihre Beiträge zum Klimaschutz und dem Schutz vor Naturgefahren leisten. Bei den Großbetrieben liegt die Nutzungsrate weiterhin bei 100 Prozent und bei den Bundesforsten hat sie entsprechend den Planungen und der aktuellen Alterszusammensetzung der Bäume auf 76 Prozent abgenommen.
Die Wertschöpfungskette Holz bietet in über 172.000 Betrieben rund 280.000 Menschen in Österreich Einkommen. Der Produktionswert der gesamten Wertschöpfungskette beträgt rund 12 Mrd. Euro pro Jahr. Der durchschnittliche Exportüberschuss beträgt 3,5 Mrd. Euro. Die Wertschöpfungskette Holz zählt damit zu den wichtigsten Devisenbringern der heimischen Leistungsbilanz.
„Verschreiben Sie sich den Wald. Der Aufenthalt im Wald hat positive Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Psyche“, so Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald bei der Pressekonferenz zur Waldinventur. Vor allem die emotional-psychische Komponente wird sehr stark angesprochen, wenn wir in den Wald gehen. Waldaufenthalte können positive Emotionen fördern und tragen zur Stressreduktion bei.
Das Bundesforschungszentrum für Wald setzt im Rahmen von Green Care WALD Impulse, um den Wald auch für soziale Projekte zu nutzen. Die Sonderkrankenanstalt für Rehabilitation Thermenhof in Warmbad-Villach setzen beispielsweise bei Schmerzpatienten bereits auf waldtherapeutische Maßnahmen. Während verschiedener Naturerlebnisse „vergessen“ die Patienten an ihre Schmerzen zu denken, etwa wenn sie im Frühling mit Stethoskopen den Saftfluss der Bäume abhören. Wenn Patienten abgelenkt oder versunken in angenehme Naturbilder sind, nimmt der Schmerz in der wahrgenommenen Intensität ab.
Ein weiteres Beispiel ist die „soziale Waldarbeit im Bezirk Weiz, die im Rahmen von Green Care WALD vom Waldverband Steiermark gemeinsam mit Chance B sowie weiteren Projektpartnern durchgeführt wird. Chance B ist ein großer Anbieter für soziale Dienstleistungen in der Steiermark. Sie versucht für Menschen mit Lernschwierigkeiten neue Arbeitsfelder am ersten Arbeitsmarkt zu erschließen. Menschen mit Behinderungen oder arbeitsmarktferne Personen werden gezielt für waldpflegerische Tätigkeiten herangezogen.
Nicht nur für die menschliche Gesundheit ist der Wald unentbehrlich, sondern auch für den Klimaschutz. Der Wald mit Waldboden speichert gesamt rund 985 Mio. Tonnen Kohlenstoff (oder rund 3,6 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente – das ist mehr als das Vierzigfache des jährlichen CO2-Ausstoßes in Österreich von 79,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten). Jede Sekunde wächst ein Kubikmeter Holz in Österreichs Wald nach, somit bindet der Wald jede Sekunde 200 kg Kohlenstoff bzw. 750 kg CO2.