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Das AMA-Gütesiegel ist als starke landwirtschaftliche Marke großen Teilen der österreichischen Bevölkerung bekannt und wurde nun um ein Programm für Ackerfrüchte erweitert. Eine Initiative, die von den Land&Forst Betrieben Österreich grundsätzlich begrüßt wird, da es die Austauschbarkeit der heimischen Getreideprodukte verhindert und zur Stärkung der regionalen Produktion beiträgt.
Ziele des Gütesiegels:
Die Herkunft der Produkte lassen sich für Konsumenten leichter nachvollziehen
Die Qualität der heimischen Produkte wird hervorgehoben und gesichert
Das Gütesiegel soll auch als Preisabsicherung dienen
Die Rolle der Landwirtschaft beim Umwelt- und Klimaschutz soll hervorgehoben werden
Das Programm beinhaltet Richtlinien für Agrarhändler und Mühlen, um die Qualitätssicherung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu gewährleisten
Die Argumente sind für uns LFBÖ nachvollziehbar und unterstützenswert, besonders im Sinne der Interessen unserer Mitgliedsbetriebe, welche jede fünfte Tonne Getreide erwirtschaften.
Dennoch weißt die Umsetzung dieses neuen Gütesiegels einige organisatorische Mängel auf:
Risikoeinstufung: Es besteht weiterhin Unklarheit über die Konsequenzen der Betriebserhebung im Rahmen der Anmeldung. Ursprünglich wurde kommuniziert, dass betroffene Betriebe jährlichen Kontrollen unterzogen werden. Diese Aussage wurde jedoch wieder revidiert.
Kontrollkosten: Die Teilnehmer verpflichten sich zur Übernahme sämtlicher Kosten, die im Zusammenhang mit Kontrollen und Analysen zur Einhaltung der AMA-Gütesiegel-Richtlinie „Ackerfrüchte“ entstehen. Die genaue Höhe dieser Kosten ist für die Betriebe nicht abschätzbar. Zudem ist eine finanzielle Unterstützung bislang nicht endgültig geklärt.
Datenverwendung gemäß Datenschutzgrundverordnung und Datenschutzgesetz: Es bestehen Bedenken bezüglich der Weitergabe interner Betriebsdaten an die nachfolgende Versorgungskette, einschließlich Agrarhandel, Mühlen und Be- und Verarbeitungsbetriebe von Ackerfrüchten, zur Überprüfung der Lieferberechtigung.
Während dem Entwicklungsprozess des neuen Programmes wäre eine stärkere Einbindung der Betriebe wünschenswert gewesen. Der geringe Austausch im Vorfeld hinterlässt bei vielen den Eindruck, dass ihre Anliegen in der Umsetzung des neuen AMA-Gütesiegels nicht berücksichtigt wurden. Die AMA Marketing hat unsere Einwände zwar zur Kenntnis genommen, aber bis jetzt, wohl auch dem Zeitdruck des ganzen Gütesiegels geschuldet, unsere Stellungnahmen nicht in ihr Konzept einfließen lassen. Neben dem schwachen Informationsaustausch im Vorfeld, hat auch der Informationsfluss während der Umsetzung nicht einwandfrei funktioniert. Zum einen, da die Informationen äußerst kurzfristig verbreitet wurden, was aufgrund der zeitnahen Anmeldefrist einen enormen Zeitdruck bei den Betrieben hervorgerufen hat. Es fehlte die Möglichkeit, sich überhaupt adäquat mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Trotz dieser Mängel halten die LFBÖ die Erweiterung des AMA-Gütesiegels um ein Programm für Ackerfrüchte für eine notwendige und sinnvolle Initiative. Gerade Qualitätsmerkmale wie jene des AMA-Gütesiegels stellen langfristig die Leistung der heimischen Betriebe in den Vordergrund, machen diese einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und sichern so dauerhaft den hervorragenden Ruf regionaler Produkte.
Wichtig bleibt jedoch, dass die Betriebe in zukünftige Entwicklungsprozesse besser eingebunden werden müssen, betrifft das Endergebnis doch direkt ihre Tätigkeit. Sollte es beim AMA-Gütesiegel für Ackerfrüchte also zu einem Überarbeitungsprozess kommen, würden es die LFBÖ jedenfalls begrüßen, in diesen direkt eingebunden zu werden. Immerhin konnten wir anregen mit den Verantwortlichen der Kampagne in eine direkte Diskussion mit unseren Mitgliedern zu gehen.
Die Abgabefrist für die Teilnahme am AMA-Gütesiegel für Ackerfrüchte 2024 endet nun am 05.05.2024 und viele Ackerbaubetriebe sind für eine Teilnahme an diesem Programm noch unentschlossen.
Da die Frist ein enger zeitlicher Rahmen ist und die bisherigen Erklärungen nicht alle Bedenken zerstreuen konnten, haben wir unseren Mitgliedern zur Entscheidungsfindung für eine Teilnahme am AMA-Gütesiegel eine exklusive Chance geboten. DI Stefan Schmidt und DI Martin Greßl stellten sich der Diskussion, um auf die offenen Fragen unserer Mitgliedbetriebe einzugehen, und die Vorzüge des Gütesiegels aus ihrer Sicht zu erklären. In der Diskussion wurde erneut betont, dass durch das AMA-Gütesiegel Getreide die bekannten Vorteile (heimische Herkunft und Qualität, zuverlässige Kontrollen, Abhebung vom Weltmarkt etc.) nun auch für österreichische Ackerbaubetriebe möglich werden. Wesentlich dabei ist, das Getreide von Flächen aus dem Ausland nun von dem heimisch geernteten Getreide getrennt werden müssen. Dies gilt auch für Mühlen in Bezug auf AMA-Produkte und nicht-AMA-Produkte. Eine weitere Herausforderung ist, dass aktuell noch keine spürbar höheren Preise für AMA-Getreide bemerkbar sind, da es mehrere Jahre dauern wird, dieses Programm in den Markt zu integrieren.
Als Fazit lässt sich feststellen, dass anfängliche Schwierigkeiten bei Projekten in dieser Größenordnung völlig normal sind, die Erweiterung des Gütesiegels um das Segment Ackerfrüchte jedoch für die heimischen Ackerbaubetriebe in Zukunft auch viele Chancen mit sich bringt, von denen die gesamte Wertschöpfungskette profitieren könnte.
Die Land&Forst Betriebe werden das Thema jedenfalls weiter begleiten und über alle künftigen Entwicklungen informieren. Für weitere Fragen rund um das AMA-Gütesiegel für Ackerfrüchte steht Ihnen außerdem unser Agrarreferent Alexander Schwab gerne zur Verfügung.