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Maßnahmen zum Wasserrückhalt beugen Naturgefahren vor und erhöhen zeitgleich die Biodiversität
Ende letzter Woche luden die Land&Forst Betriebe Steiermark zu einer Fachexkursion zum Thema: "Der Wald als Wasserspeicher - Möglichkeiten zur Verbesserung des Kleinklimas" in den Forstbetrieb Glashütte in Mönichkirchen. Dabei präsentierten Vertreter der BOKU, des BFW und der Wildbach- und Lawinenverbauung den Teilnehmern unter anderem sinnvolle Baumaßnahmen, wie die Wasserspeicherfähigkeit im Wald und damit auch das Mikroklima in Zeiten des Klimawandels verbessert werden kann.
Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse wie Starkregen und Murenabgänge - mit zum Teil katastrophalen Folgen für Natur und Menschen - gewinnt die Thematik der Wasserspeicherung im Wald zunehmend an Bedeutung. Denn je mehr Wasser im Wald zurückgehalten und gespeichert wird, umso geringer sind die Abflussmengen und damit auch die Gefahr von Muren und Überschwemmungen im Tal.
Bäume und Waldboden speichern große Wassermengen
Bäume und andere Pflanzen in Wäldern nehmen Wasser aus dem Boden auf und speichern es in ihren Wurzeln, Stämmen und Blättern. Dieser Prozess reduziert die Wassermenge am sowie im Boden und verhindert somit, dass es im Falle von Starkregenereignissen zu Murenabgängen und Überflutungen kommt. Gleichzeitig wird das Wasser im Wald zurückgehalten und langsam in den Boden abgegeben, wodurch es in trockenen Zeiten zur Verfügung steht. Dies betonte auch Roland Koeck vom Institut für Waldbau an der BOKU: „Vitale und stabile Waldökosysteme haben eine positive Wirkung auf den Wasser-Ressourcenschutz. Niederschlagswasser kann in die Waldböden gut infiltrieren und dort gespeichert werden. Die Abgabe des gespeicherten Wassers an Grundwasserkörper oder Quellen erfolgt langsam und kontinuierlich, was für deren Wasserspende und Wasserqualität bedeutsam ist. Mittels zielorientierter Waldbewirtschaftung kann der Wasser-Ressourcenschutz verbessert oder erhalten werden, was sowohl für die Trinkwasserversorgung als auch für den Hochwasserschutz Wirkung zeigt.“
Wasserrückhaltemaßnahmen mit Schutzfunktion
Wälder spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Wasserflusses. Sie wirken wie natürliche Dämme, die den Fluss des Wassers verlangsamen und die Hochwassergefahr verringern. In trockenen Zeiten geben sie Wasser ab und tragen so zur Aufrechterhaltung eines konstanten Wasserflusses bei. Im Rahmen der Exkursion wurden dazu eigens strategisch angelegte Becken gezeigt, die bei Starkregen das abfließende Wasser aufnehmen, im Wald behalten und so das Abfließen großer Mengen vermeiden. Gerhard Holzinger von der Wildbach- und Lawinenverbauung im zuständigen Bundesministerium dazu: „Für einen nachhaltigen Schutz vor Wildbachgefährdung ist es wichtig, bereits den Entstehungsprozess von Hochwasserereignissen zu betrachten. Dabei spielt neben anderen Faktoren die Bewirtschaftung der Einzugsgebiete eine große Rolle. In bewaldeten Einzugsgebieten übernimmt der Wald eine wichtige Funktion bei der Bildung von Oberflächenabfluss. Durch gezielte Maßnahmen bei der forstlichen Bewirtschaftung kann sowohl kurz- als auch mittelfristig Niederschlagswasser in den Einzugsgebieten zurückgehalten werden, was zu einer Dämpfung der Hochwasserwelle in Wildbächen, aber auch zur Bildung von Feuchtigkeitsreserven für die forstliche Vegetation führt.“
Wasserbecken als „Biodiversitäts-Boost“
Die Wasserrückhaltebecken beugen nicht nur Naturgefahren vor, sondern sorgen auch für einen geordneten Wasserabfluss und zeigen enorm positive Wirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Ebenfalls wirken sie sich positiv auf das Gesamtökosystem „Wald“ aus. Christoph Leeb aus der Abteilung Waldbiodiversität des BFW zur Biodiversität solcher Wasserbecken: „Gewässer im Wald spielen für viele Artengruppen, wie zum Beispiel Amphibien, eine wichtige Rolle. Sie tragen daher zu einer höheren Artenvielfalt bei, was auch zu einer höheren Resilienz des Ökosystems Wald gegenüber Störungen wie Schädlingen und Krankheiten führen kann.“
Fazit
Der Klimawandel gefährdet unsere Wälder massiv. Extremere Wetterbedingungen, vermehrte Waldbrände und Schädlinge versetzen Bäume und Wälder zunehmend unter Stress, beeinträchtigen deren Gesundheit und reduzieren so ihre Fähigkeit als Wasserspeicher. Umso bedeutender ist eine aktive und nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern.
Mit gegenständlicher Exkursion konnte gezeigt werden, dass Betriebe mit innovativen Ideen Anreize für die Zukunft setzen, welche nicht ausschließlich nur dem Betrieb selbst dienen, sondern auch positive Wirkungen in punkto Naturgefahrenvermeidung für die Allgemeinbevölkerung mit sich bringen.
Wasserbecken, welche Wasser speichern, für einen geordneten Abfluss sorgen, die Resilienz des Ökosystems „Wald“ erhöhen und die Biodiversität verbessern, können nur als „win-win“ Situation für die Allgemeinheit bezeichnet werden.
LFB-Steiermark Obmann Prinz Carl von Croy unterstreicht dies: „Extremwetterereignisse als Zeichen des Klimawandels erfordern von den Waldeigentümern in ihrer Universalverantwortung mehr Kreativität und Flexibilität. Die Zusammenarbeit und Anerkennung der Klima- und Forstwissenschaften, einerseits als Feldlabor und andererseits beratend, wird für die Waldeigentümer zunehmend wichtiger. Leistungsfähigkeit, Objekt- und Standortschutz sowie Biodiversität gehen Hand in Hand bei der richtigen Beurteilung und Planung der Wasserhaushalte in unseren Wäldern.“
Thomas Schenker vom Forstbetrieb Glashütte abschließend: „Beim Thema Wassermanagement, insbesondere nach Starkregenereignissen, ist es unumgänglich, entsprechende Maßnahmen dort umzusetzen, wo der Niederschlag entsteht. Sich nur auf den Bau von Retentionsbecken in den potentiellen Überschwemmungsgebieten zu beschränken, ist nur ein Teil der Lösung.“