Rübenbauernbund für NÖ und Wien

Generalversammlung vom 28. Februar 2023

Ein Rückblick

Wien, am 1. März 2023

Bei der Generalversammlung der Rübenbauern für Niederösterreich und Wien – die mit rund 3.800 Mitgliedern größte Interessensvertretung der ca. 5200 österreichischen Rübenbäuerinnen und -bauern - war die heimische Agrarspitze zahlreich vertreten. Bundesminister Totschnig bekundete seine Unterstützung für die heimische Rübenproduktion. Obmann Präsident DI Karpfinger gab sich kämpferisch angesichts des Aus für die Notfallzulassung.

Die sehr guten Rübenpreise und eine mit durchschnittlich 80t/ha gute Ernte wären für viele ein Tag zum Feiern gewesen, doch das Aus rund um die Notfallzulassung dämpfte die Euphorie.

Der Zuckermarkt im Aufwind
Nach wirtschaftlich schweren Jahren in der Zuckerproduktion ist der EU-Zuckerpreis seit Oktober 2021 im Ansteigen, im September 2022 überschritt er die 500 Euro Marke je Tonne. Der EU-Preis wurde zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahrs im Oktober mit 586 Euro je Tonne ausgewiesen. Die Analysten gehen von einem weiteren Preisanstieg aus. Die Prognose der EU-Kommission für die Zuckerbilanz des aktuellen Zuckerwirtschaftsjahrs 2022/23 sieht weitgehend ausgeglichen aus.

Das Gleichgewicht am europäischen Zuckermarkt hat sich wieder eingestellt und die Rübenbäuerinnen und -bauern können sich über sehr gute Rübenpreise bei 65 Euro/t freuen bei einer durchschnittlichen Erntemenge von 80t/ha. Damit gewinnt die Rübe an Attraktivität gegenüber Konkurrenzkulturen. Die gestiegenen Produktionskosten können durch die gute Preislage abgefedert werden.

Unverständnis
Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen drückten die Bäuerinnen und Bauern ihre Kritik und ihr Unverständnis am aktuellen EuGH-Urteil aus. Bundesminister Totschnig stellte sich den Fragen der Anwesenden und bekundete seine Unterstützung für die heimische Zuckerproduktion. Nach dem Schock um das Neonics-Aus, fürchten viele Bauern – mit Blick auf die Sustainable Use Regulation on Plant Protection, kurz SUR genannt- weitere Verschärfungen beim Pflanzenschutz. Auch die Komplexität der neuen GAP wurde angesprochen. Festredner Johannes Schmuckenschlager, Präsident der LK-NÖ, unterstrich die Bedeutung nachhaltiger heimischer Lebensmittel. Am Handelsabkommen Mercosur – die EU-Kommission möchte noch diesen Sommer zu einem Verhandlungsabschluss kommen – wurde heftig Kritik geübt. Obmann Präsident Karpfinger prangerte die unterschiedlichen wettbewerbsverzerrenden Produktionsstandards an: „Während bei der europäischen Produktion Wirkstoffe erst gar nicht verwendet werden dürfen, werden bei Importen sogar Rückstände dieser Mittel toleriert“. Er stimmte die Mitglieder kämpferisch ein, den Kampf um die Zuckerfabrik in Leopolddorf zu probieren. Ungefähr die Hälfte der österreichischen Zuckerversorgung ist auf sie zurückzuführen. Ihr Aus würde einen massiven Wertschöpfungsverlust und eine Abhängigkeit von Importzucker bedeuten. Viele Landwirtinnen und Landwirte werden – wohl aufgrund der guten Preislage weiterhin an der Rübe festhalten, ob das Leopoldsdorf retten wird, bleibt zu hoffen.