Fachtagung „Bioökonomie / Kreislaufwirtschaft – Innovation oder Rückschritt?“

Presseaussendung 16.März 2023

„Bioökonomie / Kreislaufwirtschaft – Innovation oder Rückschritt?“

Wien, am 16.3.2023

Unter diesem Motto fand gestern in Wien eine von den Land&Forst Betrieben Österreich  organisierte Fachtagung statt. Braucht der Klimaschutz das Holz im Wald? Oder braucht die Bioökonomie den nachwachsenden Rohstoff Holz, um gegen den Klimawandel zu bestehen? Diese gegensätzlichen Konzepte diskutierten die anwesenden Referenten, wobei der Kampf gegen den Klimawandel im Vordergrund stand.

Die Bedeutung von Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen für die Bioökonomie
Bioökonomie umfasst eine große inhaltliche Bandbreite und ist mit Begriffen wie Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Ressourceneffizienz, Recycling und nicht zuletzt Kreislaufwirtschaft eng verbunden. In diesem Kontext ist Bioökonomie als nachhaltige, biobasierte Wirtschafts- und Lebensweise einer klimaneutralen Gesellschaft zu verstehen. Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Holz bildet das Fundament für eine klimaneutrale Wirtschaft, die nicht zuletzt die Sicherung einer nachhaltigen Produktion und Versorgung zur Folge haben muss.

Ressourceneinsparung durch Kreislaufwirtschaft
Ein ressourcenschonender Umgang mit Rohstoffen ist der primäre Antrieb einer Kreislaufwirtschaft. Das Recycling klimaschädlicher Rohstoffe und der gleichzeitiger Verzicht auf die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zugunsten der Biodiversität ist keine Lösung des Klimaproblems. Im Gegenteil müssen Wälder und Kulturlandschaft durch aktive Bewirtschaftung an den Klimawandel angepasst werden und Fossile durch Nachwachsende ersetzt werden. Auch die Anforderungen an Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaneutralität steigen stetig an, wurden die Ziele doch in verschiedenen politischen Aktionsplänen auf nationaler und europäischer Ebene formuliert.

Frau Dr. Viktoriya Sturm vom deutschen Thünen-Institut – sie hielt auch die Keynote-Ansprache - , DI Manuel Pfitzner vom Klimavolksbegehren, Dr. Karl Kienzl vom Kabinett des Bundesministeriums für Klimaschutz, DI Dieter Drexel von der Industriellenvereinigung und DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, diskutierten über die Vor- und Nachteile der beiden Wirtschaftskonzepte und waren sich darüber einig, dass eine rasche Umsetzung von Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft zur Erreichung der Klimaziele dringend notwendig ist.  

Dr. Viktoriya Sturm betonte in ihrer Keynote-Ansprache: "Bioökonomie kann eine Option für eine bessere Zukunft sein. Für eine wissensbasierte Politik in Richtung Bioökonomie ist ein wissenschaftliches Monitoring sinnvoll und notwendig. Um die Transformationsprozesse hin zur Bioökonomie erfolgreich zu gestalten, müssen diese bei Stakeholdern und Bevölkerung Akzeptanz haben, das heißt deren Erwartungen und Anforderungen gerecht werden. Der beste Weg zu einer nachhaltigen bio-basierten Wirtschaft führt über ein gemeinsames Handeln - Gesellschaft, Wirtschaft, Politik!

DI Manuel Pfitzner vom Klimavolksbegehren stellte fest:Für die Herausforderungen der Klimakrise braucht es einen Schulterschluss der Bevölkerung. Interessen von Einzelnen dürfen einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft nicht im Weg stehen. Das Klimavolksbegehren gab der Zivilgesellschaft, aber auch innovativen Unternehmen die Chance, ihre Stimme ins Parlament zu tragen und übt mit Hilfe dieser Stimmen weiter Druck aus!“

Dr. Karl Kienzl vom Klimaministerium gab sich optimistisch:„Wir werden die Energiewende zur Bewältigung der Klimakrise nur mit einer Rohstoffwende schaffen, denn Rohstoffbeschaffung und Produktion verursachen etwa 45 Prozent der Treibhausgase. Die Bioökonomie kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten, wenn wir die Funktionsfähigkeit der entsprechenden Ökosysteme aufrecht erhalten und den Biodiversitätsverlust in den Griff bekommen wollen.“

DI Dieter Drexel von der Industriellenvereinigung fügte hinzu: „Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft als Konzepte, die auf eine verstärkte stoffliche und energetische Nutzung nachhaltiger Rohstoffe abstellen, leisten unzweifelhaft einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung großer globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ressourcenknappheiten und sonstigen Umweltbelastungen. Dennoch sind beide Konzepte dauerhaft nur tragfähig, wenn sie auch die ökonomische Entwicklung stärken und uns damit auf dem Weg zu einer umfassenden Nachhaltigkeit voranbringen.“

Zum Abschluss der Fachtagung betonte DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, einmal mehr die Bedeutung einer langfristigen und nachhaltigen Landbewirtschaftung für die Bioökonomie. Er sprach sich gleichzeitig für klugen Aktionismus als auch für einen strukturierten Ausbau der Rahmenbedingungen aus, um die Wirtschaft von fossilen Rohstoffen auf nachwachsende umzustellen. „Die Land- und Forstbetriebe arbeiten täglich an der Anpassung der Ökosysteme an den Klimawandel, ernten nachhaltig nachwachsende Rohstoffe für die Bioökonomie und leisten so einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Klimaproblems. Diese langsamen und langfristigen Prozesse brauchen langfristige Weichenstellungen und nicht eindimensionale fokusierte Festlegungen. Quoten für Schutzgebiete können weder das Klima noch die Biodiversität retten!“