Positive Bilanz für die österreichische Forstwirtschaft dank guter Nachfrage und trotz steigender Kosten

Presseaussendung 29. März 2023

Positive Bilanz für die österreichische Forstwirtschaft dank guter Nachfrage und trotz steigender Kosten

Wien, am 29.März 2023

 

Die Land&Forst Betriebe Österreich ziehen in ihrer traditionellen jährlichen Wirtschaftspressekonferenz Bilanz und halten fest: Klimawandel, zunehmende Trockenheit und massiv steigende Kosten sind eine fortwährende Herausforderung, aber zumindest die aktuell guten Marktbedingungen machen ein wirtschaftliches Überleben der heimischen Betriebe möglich. Kopfzerbrechen bereiten allerdings die vielen widersprüchlichen und einseitigen politischen „Projekte“ in Brüssel, NGO-getriebene und kurzsichtige politische Debatten und deren mögliche Umsetzung in Österreich.

„Das Jahr 2022 war für die heimische Forstwirtschaft ein positives Jahr mit schwarzen Zahlen. Der positive Trend des Jahres 2021 wurde fortgesetzt und die gute Nachfrage nach dem Rohstoff Holz ließ die meisten heimischen Waldbewirtschafter positiv bilanzieren. Getrübt wird diese Bilanz von weiterhin auftretenden Kalamitäten vor allem im Süden des Landes und dem allgemeinen verschärften Kostendruck“, erläutert DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich in seinem Eingangsstatement.

Preisentwicklung 2022
2022 war ein Preisanstieg über alle Holzarten und Sortimente zu verzeichnen. Das Nadelsägerundholz blieb der Motor der österreichischen Forstwirtschaft. Fichten Blochholz hatte einen Durchschnittspreis von 113 Euro mit Spitzen bis 125 Euro. Deutliche Preissteigerungen auf 41 Euro pro Festmeter waren auch bei Nadelindustrieholz nach jahrelanger Talfahrt zu verzeichnen. Auch die Laubholzpreise stiegen durch die starke Nachfrage nach Brennholz. Trotz aller Euphorie gibt Felix Montecuccoli zu bedenken: „Bei all den positiven Preisentwicklungen zeigt ein Blick auf den Verbraucherpreisindex, dass die aktuell hohe Inflation einen Teil dieser positiven Entwicklung wieder zunichte macht. Betrachtet man etwa den Preis für das Fichtensägerundholz, so liegt der aktuelle Preis von 112 Euro pro Festmeter – bereinigt mit dem VPI von 1976, unter den Werten der Jahre 2011 bis 2016. Zudem ist die sehr personalintensive Forstwirtschaft von der Steigerung der Personalkosten besonders betroffen.“

Die Kosten steigen – Die Kapazitäten sinken
Wie viele andere Branchen kämpfte auch die Forstwirtschaft zuletzt mit einem steigenden Kostendruck. Besonders die hohen Energiekosten, die steigenden Lohnkosten für Facharbeiter und die teuren Investitionskosten für Holzerntemaschinen fielen hier ins Gewicht. Gleichzeitig verringerten sich – nicht zuletzt aufgrund der hohen Nachfrage und der lokalen Kalamitäten – die Kapazitäten der Dienstleister für die Holzernte und Holztransporte: längere Wartezeiten waren die Folge.

Klimawandel als große Herausforderung

Trotz aktuell erfreulicher wirtschaftlicher Situation bleibt der Klimawechsel die größte Herausforderung für die heimische Forstwirtschaft. Zu geringe Niederschläge, mehr Hitzetage und Extremwettereignisse haben die Forstwirtschaft in den letzten Jahren massiv unter Druck gesetzt. Großflächige Borkenkäferkalamitäten und erhöhter Schadholzanfall waren die Folgen. Die Prognosen für den nächsten Sommer sind angesichts der Trockenheit und der zu warmen Temperaturen im letzten Winter nicht die allerbesten. „Wir hoffen trotzdem auf eine Wiederholung der Großwetterlage wie im Jahr 2021, wo sich die Niederschläge im Frühsommer wieder stabilisiert haben. Sollte dies nicht eintreffen, so rechnen wir auch heuer wieder mit einem deutlichen Anstieg der Borkenkäferkalamitäten und von Waldbränden“, so Montecuccoli zur aktuellen Situation.

Kürzere Nutzungszeiträume verringern Risiko und helfen dem Klima
Werden die Nutzungszeiträume verkürzt, kann die Funktion des Waldes als Kohlenstoffsenke durch den höheren Zuwachs in jüngeren Wachstumsphasen optimiert werden. Gleichzeitig wird dadurch das Risiko, Waldbestände an Kalamitäten zu verlieren, herabgesetzt. In den österreichischen Wäldern wurde über die letzten Jahrzehnte ein großer Holzvorrat aufgebaut. Im Licht von immer häufigeren Windwürfen, Borkenkäferkalamitäten und auch Waldbränden durch die Klimaänderung ist es im Sinne der Kohlenstoffspeicherung ratsam, diese Vorräte nicht unter die Käseglocke zu stellen. Vielmehr sind nachhaltige Holzprodukte ein wichtiger Weg zum Ausstieg aus den fossilen Rohstoffen.

Kalamitäten und Klimawandel machen verstärkte Investitionen in Waldbau notwendig
Die Kalamitäten der letzten Jahre und die zunehmend sichtbaren Folgen der Klimawandels machen eine verstärkte Investition in den Waldbau notwendig. Oberstes Ziel ist dabei der Aufbau ökologischer und ökonomisch wertvoller und stabiler Waldbestände. Damit sollen einerseits die Folgen des Klimawandels abgefedert und die unterschiedlichen Funktionen des Waldes für die Gesellschaft bewahrt werden, andererseits auch der Wald als Basis für die Familienbetriebe erhalten werden. Die Kosten für waldbaulichen Maßnahmen beziffert Montecuccoli auf bis zu 20 Euro je Festmeter. Die insgesamt steigenden Kosten und die notwendigen Investitionen in den Wald der Zukunft sind ein Fakt. Nicht sicher ist allerdings, ob die aktuellen Bemühungen der Waldbesitzer auch zukünftig die gewünschten Früchte tragen werden: werden junge Bäume, die nun mit viel Sorgfalt und unter Berücksichtigung eines immer dynamischeren Klimawandels gesetzt werden, bis zu ihrer geplanten Ernte in 60 bis 80 Jahren überleben?„Momentan agieren wir mit vielen Fragezeichen und unter dem Motto: Wir wissen, dass wir nicht alles wissen,“ zeigt sich Präsident Montecuccoli besorgt. „Was wir mit Sicherheit wissen: durch Waldbaumaßnahmen und Verjüngungen werden die Zeiten bis zu einer Ernte von früher 100 Jahre auf 60 bis 80 verkürzt, um das Risiko von Kalamitäten bestmöglich zu minimieren.“

Der moderne Förster wird immer mehr zum Manager
Ein professionelles forstliches Management und bestens ausgebildete Mitarbeiter werden für die Betriebe, die einer zunehmenden Dynamik unterworfen sind, zukünftig immer wichtiger. In Summe liegen die Management- und Verwaltungskosten inklusive Steuern und Abgaben schon aktuell bei fast 35 Euro pro geernteten Festmeter Holz. Das entspricht einem Anteil von mehr als ein Drittel der Gesamtkosten.

Europäische Politik hemmt aktive Klimaschutzmaßnahmen
Besorgt zeigen sich die Land&Forst Betriebe Österreich vor allem aber auch über die widersprüchlichen politischen „Projekte“ der EU. So werden diese notwendigen Anpassungs-Maßnahmen durch realitätsfremde Gesetzesvorschläge aus Brüssel eindeutig konterkariert. Statt einem aktiven Waldumbau und einer bewussten Risikominimierung sieht etwa die Vorgabe der EU Biodiversitätsstrategie und Waldstrategie vor, 10 Prozent der Landfläche außer Nutzung zu stellen und damit ihrem Schicksal zu überlassen. Das Einbringen von zukunftsfitten Baumarten wird als Störung der natürlichen Waldgesellschaften gewertet und Waldbestände sollen trotz steigendem Risiko möglichst alt werden. Der Gesetzesvorschlag über die Wiederherstellung der Natur sieht vor, Ökosysteme in einen Zustand aus der Vergangenheit zurückzuführen, statt die Dynamiken des Klimawandels zu berücksichtigen.
Bei der EU-Richtlinie über Erneuerbare Energien (RED III) findet heute voraussichtlich die letzte Verhandlungsrunde in Brüssel statt. Dazu hat Felix Montecuccoli eine eindeutige Meinung: „Dass nun eine kaskadische Nutzung vorgeschrieben werden soll, widerspricht vollkommen der forstlichen Realität, wo doch etwa bei Pflegeeingriffen Holz anfällt, dass nicht anders als energetisch sinnvoll verwertet werden kann. Die Einführung von so genannten „No-go-Areas“ soll zudem die Gewinnung von Energieholz auf bestimmten Waldflächen vollständig verbieten. Damit ist auch der dringend notwendige Waldumbau dort gefährdet.“ (Schluss)