Agrarpolitisches Spitzengespräch mit Generaldirektor Burtscher

Presseaussendung 7. September 2022

Agrarpolitisches Spitzengespräch mit Generaldirektor Burtscher

Wien, am 7.9.2022

Die neue GAP und die Energiekrise verändern das ökonomische Umfeld für die österreichische Landwirtschaft massiv

Auf Einladung der Land&Forst Betriebe Österreich diskutierten der Generaldirektor der DG Agri der Europäischen Kommission, Dr. Wolfgang Burtscher, Bundesminister Mag. Norbert Totschnig und DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, im Rahmen eines agrarischen Treffens mit geladenen Gästen über die Auswirkungen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für die heimische Landwirtschaft und die entsprechenden Zukunftsperspektiven.

Massive Veränderung der ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen
LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli wies einmal mehr darauf hin, dass sich die ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen für die heimische Landwirtschaft massiv verändert haben. „Wir müssen deutlich mehr leisten, um das gleiche Geld zu erwirtschaften“. Dadurch sehen sich viele Landwirte mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert. „Die veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen (Teuerungen) sind infolge der Dreifachherausforderung (Klimawandel, Ukraine-Krise, Energieabhängigkeit) besonders stark in den Betrieben angekommen und lassen nur noch einen eingeschränkten Spielraum für Entwicklungen und Investitionen zu.“ Weiters betonte Montecuccoli, dass Österreich als fast einziges Land in der EU ein Capping der EU-Direktzahlungen vorsieht. Dank der intensiven Bemühungen des Verbandes sei es aber gelungen, die Maßnahme für die landwirtschaftlichen Betriebe so weit abzufedern, dass die Arbeitsplätze der langjährigen Mitarbeiter erhalten werden können. Davon profitiert der gesamte ländliche Raum.

„Von den heimischen Landwirten werden wertvolle Leistungen erbracht: dabei werden nicht nur Lebensmittel erzeugt, sondern auch Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und viele andere Ökosystem-Dienstleistungen. Im Sinne eines Generationenvertrags in den Familien wird die Nachhaltigkeit hochgehalten. Denn keiner von uns möchte der Letzte gewesen sein, der seinen Familienbetrieb bewirtschaftet. Aber diese Leistungen müssen auch fair honoriert werden“, betonte Montecuccoli abschließend.

Spannungsfeld zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Ökologie steigt
Dr. Wolfgang Burtscher, Generaldirektor der DG Agri in der Europäischen Kommission erklärte, dass das Spannungsfeld zwischen der landwirtschaftlichen Produktion und der Ökologie innerhalb der EU-Kommission aufgrund widersprüchlicher Zielsetzungen weiter zunehmen wird. „Wir haben in vielen Bereichen Zielkonflikte. Diese gilt es zu lösen und zwar mit fachlichen Argumenten aus der Forschung und Wissenschaft“, so Dr. Burtscher in seiner Einschätzung. Gleichzeitig gewinne das Monitoring der eigenen Leistungen für die Landwirte immer mehr an Bedeutung, um ökologischen Argumenten gerecht zu werden und entsprechende Zuwendungen auch in der  Zukunft abzusichern.

Positives Ergebnis für die österreichische Landwirtschaft
Landwirtschaftsminister Mag. Norbert Totschnig erläuterte vor den anwesenden Landwirten,  Experten aus der Verwaltung und den Fachverbänden die Genese des österreichischen GAP-Strategieplans und die Hintergründe des guten Verhandlungsergebnisses für das österreichische GAP-Budget. Die vorgesehenen Umsetzungs-Richtlinien bewertete er durchaus positiv für die österreichische Landwirtschaft. Ganz klar gilt es dabei eine möglichst hohe Praktikabilität in der Umsetzung sicherzustellen. Gleichzeitig forderte er aber die anwesenden Landwirte auf, sich möglichst zahlreich und aktiv an den EU-Programmen zu beteiligen und dadurch zur Zielerreichung der Programme beizutragen. Durch eine entsprechende Dokumentation gilt es die erzielten Resultate darzustellen, um eine gute Ausgangsbasis für die nächste Verhandlungen zu erreichen. (Schluss)