Österreichische Waldbesitzer kritisieren FSC-Zertifizierungsprozess

Offener Brief zum Konsultationsprozess veröffentlicht

Offener Brief zum Konsultationsprozess veröffentlicht

Österreichische Waldbesitzer kritisieren FSC-Zertifizierungsprozess

Wien, 9. März 2020 (aiz.info).

Die Firma GFA-Certification hat im Auftrag des Forest Stewardship Council (FSC) im Februar ein Konsultationsverfahren zu einem "FSC Interim National Standard für Österreich" gestartet. Die Vertretung der heimischen Waldbesitzer lehnt das FSC-Konzept aus mehreren Gründen ab und sieht auch keine Notwendigkeit, einen eigenen Waldstandard für Österreich einzuführen. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass es mit PEFC ohnehin ein funktionierendes Wald- und  Holzzertifizierungssystem gebe, das für europäische und damit auch für österreichische Verhältnisse bestens geeignet sei.

FSC unterwandert demokratisch legitimierte Gesetze

Das FSC-Zertifizierungssystem verfolgt den Ansatz der "Segregation" in der Waldbewirtschaftung. Das heißt, es müssen nennenswerte Forstflächen aus der Bewirtschaftung genommen werden, um aus Sicht des FSC "nachhaltig" zu sein. Jede Außernutzungstellung erhöht jedoch den Nutzungsdruck auf die verbleibenden Flächen.

"In Europa und Österreich verfolgen die Waldbesitzer seit Generationen eine sehr erfolgreiche multifunktionale und nachhaltige Waldbewirtschaftung, um die wesentlichen Ökosystemdienstleistungen auf möglichst der gesamten Waldfläche erbringen zu können. Der FSC als selbst ernannte 'gesetzgebende Kraft' unterwandert zudem eine gut funktionierende, durch demokratische Prozesse auch legitimierte Gesetzgebung und deren Kontrolle. Aus diesen Gründen wird das FSC-Konzept von uns grundsätzlich abgelehnt", stellen die forstlichen Interessenvertretungen und Verbände in einem offenen Brief fest, der heute veröffentlicht wurde.

Gutes Zeugnis für Waldbewirtschaftung in Österreich

In den Jahren 2016 bis 2017 wurde vom FSC Deutschland eine sogenannte "FSC-Risikobewertung für Österreich" in Form eines Anhörungsprozesses durchgeführt. Der heimischen Waldbewirtschaftung wurde dabei ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die gesetzliche Interessenvertretung hat sich damals in diesen Prozess eingebracht, um die Wettbewerbsfähigkeit der Holz verarbeitenden Industrie auf den globalen Märkten nicht zu gefährden. "Dies wird auch als völlig ausreichend angesehen, es besteht keinerlei Bedarf an einem eigenen Waldstandard für Österreich", wird betont.

"Jedes Ergebnis aus dem Konsultationsprozess ist als eine Sammlung von Einzelmeinungen zu werten, kann aber die notwendige akkordierte Meinungsbildung über den Weg der gesetzlichen und freiwilligen forstlichen Interessenvertretungen in Österreich nicht ersetzen. Der 'FSC-Waldstandard für Österreich' wird daher von den forstlichen Interessenvertretungen nicht anerkannt werden", heißt es in dem Brief. FSC sei ein enorm kostentreibendes Zertifizierungssystem, ohne ökonomischen, sozio-ökonomischen oder ökologischen Mehrwert in Österreich.

Holz aus österreichischen Wäldern nicht diskriminieren

"Die österreichischen Waldbesitzer bekennen sich zu PEFC als für europäische Verhältnisse bestgeeignetes Wald- und Holzzertifizierungssystem. FSC International wird hiermit aufgefordert, PEFC-zertifiziertes Rundholz als zertifizierte Ware in der Holzverarbeitungskette anzuerkennen. Alles andere wäre ein Fortsetzen der Diskriminierung von Holz aus heimischen Wäldern", heißt es abschließend in dem offenen Brief. Unterzeichnet wurde er von der LK Österreich, den Land&Forst Betrieben Österreich und dem Waldverband Österreich.

Offener Brief