Heimische Forstwirtschaft trotzt dem Borkenkäfer

Presseaussendung, 28.09.2017

Viele hundert Forst-Mannschaften im Einsatz gegen Borkenkäfer

Heimische Forstwirtschaft trotzt dem Borkenkäfer

Wien, am 28.09.2017

Derzeit herrscht Alarmstufe rot im sonst so grünen Wald. Die Waldbesitzer und Forstbetriebe setzen viele hundert Forst-Mannschaften im Kampf gegen den Borkenkäfer ein. Waldbesitzer und die Mitarbeiter der Forstbetriebe, der Forst-Dienstleister und Transportunternehmen sowie der Österreichischen Bundesforste – in Summe mehr als 10.000 Männer und Frauen – stehen seit Juni im Einsatz.

Seit dem Frühsommer schwärmt der Borkenkäfer in unseren Wäldern und hat sich durch die trockene und heiße Witterung rasant vermehrt. Besonders in den Hauptschadensgebieten nördlich der Donau und tieferen Lagen der Alpen konnte der Borkenkäfer diesen Sommer bis zu drei Generationen ausbilden. Die Trockenheit schwächte die Bäume so weit, dass sie sich gegen das Einbohren der Käfer in die Rinde nicht wehren konnten, weil sie nicht genügend Harz produzieren konnten. Naturereignisse wie Stürme in Kärnten haben die Situation im heimischen Wald noch verschärft.

„Die Beseitigung dieser Waldschäden hat oberste Priorität. Die Forstbetriebe und Waldeigentümer haben die Gefahr rechtzeitig erkannt. Mit unserem Know-how und den technischen Möglichkeiten bieten wir dem Borkenkäfer die Stirn und sorgen verantwortungsbewusst für einen gesunden Wald. Seit drei Monaten sind wir mit allen verfügbaren Kräften draußen“,

nimmt Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, Stellung zur derzeitigen Borkenkäfersituation in den heimischen Wäldern.

Wettlauf mit der Zeit

Die erste Schwierigkeit ist die Suche nach frisch befallenen Bäumen. Die Bäume mit der frischen Brut müssen rechtzeitig aus dem Wald gebracht werden, bevor die jungen Käfer ausfliegen und weitere Bäume befallen. Nur dann kann eine Massenvermehrung eingedämmt werden.

Vom Einbohren der weiblichen Käfer in grüne Bäume bis zum Ausfliegen der nächsten Generation vergehen etwa vier Wochen. In dieser kurzen Zeit muss der befallene Baum gefunden, gefällt, zu Straße gebracht und mit dem LKW aus dem Wald gebracht werden.

„Die Aufarbeitung ist ein Wettlauf mit der Zeit. Daher werden auch in den nächsten Wochen noch viele Forst-Mannschaften im Wald schlägern und Holz rücken, um das Schadholz so schnell als möglich zu entfernen und die Massenvermehrung einzudämmen“,

macht Montecuccoli die Dringlichkeit der Aufarbeitung deutlich.

Großes Aufräumen im Wald

„Die österreichischen Waldbesitzer, deren Mitarbeiter und die Forstunternehmer haben bisher mehr als drei Millionen befallene Bäume aufgearbeitet. Österreichweit erwarten wir rund vier Millionen Erntefestmeter Schadholz. Und auch wenn diese Zahlen nur eine Größenordnung darstellen, würde für die Beseitigung dieser Menge ein einziger Forstarbeiter dafür Tag und Nacht 205 Jahre lang arbeiten. Schon alleine das Aufarbeiten aller bekannten Brutnester wird noch einige Wochen dauern. Umgerechnet bräuchten wir in den nächsten Monaten mehr als 100 Fußballmannschaften, damit rasch aufgeräumt werden kann“,

rechnet der Verbandspräsident vor und erklärt:

„Wir mobilisieren alle forstlichen Kräfte und gehen gegen die Schadsituation professionell und kompetent vor.“

Rund 164.000 LKW-Ladungen werden eigenen Berechnungen zufolge österreichweit das Schadholz abtransportieren.

„Das entspräche aneinandergereihten LKW-Zügen von etwa 2.600 Kilometer, also die Strecke von Wien nach Paris und retour“,

veranschaulicht Präsident Montecuccoli die Menge an Holz, die die holzverarbeitende Industrie bewältigen muss.

„Klar ist auch, dass in dieser Ausnahmesituation die gesamte Wertschöpfungskette als Branche zusammenstehen muss. Die Forstbetriebe werden in bewährter Weise konstruktiv mit den Marktpartnern zusammenarbeiten“

, bekräftigt Montecuccoli.

Waldeigentümer tragen Verantwortung für einen gesunden Wald

„Wir müssen uns auch im kommenden Jahr auf eine ähnliche Situation vorbereiten. Denn die Borkenkäfer überwintern in nicht abgestorbenen Bäumen, in Restholz und in der Bodenstreu, wo sie nicht bekämpft werden können. Dafür werden wir uns noch besser vorbereiten müssen. Verdichtete Monitoringsysteme, noch bessere Koordination der Einsatzkräfte und eine rechtzeitige Information der Marktpartner sollen helfen, die nächste Massenvermehrung der Borkenkäfer frühzeitig bekämpfen zu können“,

beschreibt Montecuccoli gemeinsame Lösungsansätze für die Zukunft und ergänzt:

„Schließlich tragen die Waldeigentümer bereits seit Generationen erfolgreich die nachhaltige Verantwortung für einen gesunden Wald und den Erhalt der vielen Waldfunktionen.“

Wetterkapriolen durch Klimawandel häufen sich

Wetterkapriolen und Ausnahmesituationen häufen sich in der jüngeren Vergangenheit. Die nachhaltige Produktion in der Natur und die Sicherung aller Waldfunktionen werden durch die Auswirkungen des Klimawandels wie Trockenperioden und Stürme herausfordernder.

„In diesem Zusammenhang ist es umso wichtiger, dass nicht durch zusätzliche künstliche Forderungen wie etwa Schutzgebiete und Außernutzungsstellungen oder durch mehr ungeregelte Freizeitnutzung die Situation in der Forstwirtschaft erschwert wird. Schließlich ist gerade die nachhaltige Waldbewirtschaftung vor der Notwendigkeit entsprechender Entscheidungsfreiheit ein wesentlicher Lösungsansatz im Klimaschutz“,

sendet Montecuccoli ein Signal an die politischen Verantwortungsträger nach umsichtiger und nachhaltiger Unterstützung.