Vollversammlung und Fachtagung

Land&Forst Betriebe Österreich

LFBÖ Vollversammlung und Fachtagung

Erneuerbare Energien: Rahmenbedingungen und Chancen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe

Der Wintersaal des Benediktinerstiftes Kremsmünster bildete Ende März den Rahmen für die Vollversammlung der Land&Forst Betriebe Österreich mit anschließender Fachtagung. Bei dieser lag der Schwerpunkt bei den Rahmenbedingungen und Chancen für Landbewirtschafter im Bereich erneuerbarer Energien. Eine Führung durch das Stift Kremsmünster rundete das diesjährige Programm der Vollversammlung und des Fachtages ab.

Verbandspräsident Felix Montecuccoli und Generalsekretär Bernhard Budil berichteten im Rahmen der Vollversammlung über die umfangreichen Aktivitäten und Tätigkeiten im Verband. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Vielzahl an Themen, denen sich die Land- und Forstwirtschaft stellen muss. Eine starke Interessenvertretung, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene, wird zukünftig wichtiger sein denn je, um im herannahenden „Verteilungskampf“ stark positioniert zu sein.

Wie schwierig sich die derzeitigen Verhandlungen zum neuen Agrarbudget gestalten, legte Vizepräsident Zeno Piatti-Fünfkirchen eindrücklich dar. Mit dem bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der EU verliert man zukünftig auch einen Nettozahler, dessen Position niemand übernehmen möchte. Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Österreich werden nach aktuellen Vorstellungen mit Kürzungen von bis zu 15 Prozent rechnen müssen.

Um die Bedeutung der anstehenden EU-Wahl hervorzuheben, wurde EU-Kandidatin Simone Schmiedtbauer, Spitzenkandidatin des Ländlichen Raumes, eingeladen. In ihrem Festreferat stellte sich die steirische Bürgermeisterin und Schweinebäuerin vor und ging auf die wichtigsten Ziele und Themen ein, die sie im EU-Parlament angehen möchte. In der anschließenden Diskussionsrunde wurden offene Fragen zu ihren politischen Ansätzen und Ideen diskutiert.

Fachtagung Erneuerbare Energien

Der diesjährige Fachtag beschäftigte sich mit den Herausforderungen und Chancen für heimische Landbewirtschafter im Bereich der Verwendungsmöglichkeiten von Biomasse und Photovoltaik.

Den Beginn machte der Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus, Josef Plank, der über die Vision einer vollständigen Dekarbonisierung der österreichischen Klima- und Energiestrategie berichtete. Die klimabedingten Naturkatastrophen haben bereits weitreichende Auswirkungen, weshalb es auch kein Zufall ist, dass die Staatengemeinschaft hier mit Nachdruck daran arbeitet, vom derzeitigen Kurs Richtung 4 Grad Erwärmung abzukommen.

Im Bereich Strom ist die Ausgangslage in Österreich dank Investitionen früherer Generationen sehr gut. Das Ziel, 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen, wird aus derzeitiger Sicht bis 2030 umgesetzt sein. Bei der Umsetzung muss nur darauf geachtet werden, dass bereits bestehende Anlagen, wie Biomasseanlagen, aufgrund mangelnder Finanzierung nicht wegfallen und dass an der Akzeptanz neuer Anlagen auch in der eigenen Nachbarschaft gearbeitet wird. Wesentlich dafür wird auch die Ausgestaltung des noch ausstehenden Erneuerbaren Ausbau Gesetzes (EAG) sein. Investitionen in Photovoltaik dürfen nicht durch administrative Barrieren und mangelnde Planungssicherheit gemindert werden. Dafür wird es auch nötig sein, die Bremsen aus anderen Gesetzen wie dem Wohnungseigentums- und Mietrechtsgesetz herauszunehmen.

Im Bereich Wärme wird derzeit gemeinsam mit den Bundesländern und den Gemeinden an einer Wärme-Strategie gearbeitet. Wesentliche Eckpunkte dieser Strategie werden die erneuerbaren Wärmeenergiequellen und die Sanierung von Gebäuden sein. In der Strategie werden auch starke politische Signale verankert sein, wie „Raus aus Öl in der Heizung“. In Neubauten sollen keine Ölheizungen mehr verbaut werden. Als eine der Alternativen wird die Bioenergie gesehen, die in diesem Bereich der größte Energielieferant ist. Durch diese und weitere Maßnahmen soll auch der Energieverbrauch um 50 Prozent eingespart werden.

Die Umstellung im Energiesystem wird eine riesige Herausforderung darstellen. Sollte sie aber geschafft werden, hätte man für die nächsten Jahrzehnte enormes Investitionskapital für eigene Regionen und eine Stärkung der ländlichen Entwicklung.

Genialität der Photosynthese

Die Erreichung der Klimaziele war auch das Thema von KasimirNemestothy, von der Landwirtschaftskammer Österreich. Dieser zeigte anhand übersichtlich aufbereiteter Daten die Bedeutung der Biomasse für die Erreichung der Energie- und Klimaziele auf. Er begann seine Ausführung mit einem Bild, das die „Genialität der Photosynthese“ zeigte. Es sei wichtig, jede Gelegenheit zu nutzen um gegen den wandelnden Mythos, Holz sei CO2-schädlicher als fossile Energieträger, mit Fakten anzukämpfen.

Genau so genial ist auch die aufgezeigte Speicherfähigkeit von Holz. So ist in einem Festmeter Holz etwa eine Tonne CO2 gespeichert. In Österreichs Wäldern werden daher etwa vier Mrd. Tonnen CO2 gespeichert. Genauso effizient ist die Speicherung von Sonnenenergie, ein Festmeter Holz speichert den Energieinhalt eines 18-Tonnen-Akkus oder noch bildlicher ausgedrückt, die Energie für 3.000 km Elektromobilität und 250 warmer Duschen.

Die Eigenschaften der biogenen Energie bringen auch viele Vorteile mit sich. Einer der Wesentlichsten gegenüber der Wasser- oder Windenergie ist die Möglichkeit, sowohl Strom als auch Wärme zu erzeugen. Und durch die konstante Energieabgabe ist bei der Stromerzeugung auch keine aufwändige Überbrückung von tages- oder saisonal bedingten Überschüssen und Lücken sicherzustellen.

Die Entwicklungen zeigen, dass die Zielerreichung im energetischen Endverbrauch nur über erneuerbare Wärmeenergie funktionieren wird und somit biogene Energieträger ausschlaggebend sein werden. Nemestothy stellte abschließend klar, dass die vielschichtige Nutzung, sowohl als Energielieferant als auch als klimafreundlichen CO2-Speicher nur mit nachhaltig bewirtschafteten Wäldern möglich sei.

Potential der Doppelnutzung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen

Im letzten Fachvortrag zeigte der Geschäftsführer der Firma Helios, Martin Fleischanderl, auf, welche Möglichkeiten Flächenbesitzern zur Verfügung stehen, um durch die Nutzung von Photovoltaik zum Umweltschutz beitragen zu können und gleichzeitig die Landnutzungseffizienz durch Doppelnutzung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen zu steigern.

Die Nutzungsmöglichkeit von Photovoltaik ist dabei besonders groß. Verwendet werden können dazu Freiflächen, die entweder keinem anderen wirtschaftlichen Zweck dienen oder die durch Mehrfachnutzung sowohl für die Erzeugung von Strom genutzt werden als auch zur landwirtschaftlichen Nutzung bereit stehen. Als besonders geeignet hat sich die Kombination mit Geflügel gezeigt, speziell im Biobereich, wo Schattenflächen auch vorgeschrieben sind.

Derzeit gibt es aber noch schwierige Rahmenbedingungen. Es gilt dabei besonders die rechtlichen aber auch die gesellschaftlichen Hürden zu meistern. Denn auch wenn die Gesellschaft PV-Anlagen grundsätzlich positiv gegenüberstehen, bedarf es noch starke Überzeugungsarbeit, um solche Anlagen auch in unmittelbarer Nähe zu akzeptieren.

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Fotorückblick Vollversammlung

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Fotorückblick Fachtagung Erneuerbare Energien

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„Rahmenbedingungen und Chancen für land- und forstwirtschaftliche Betriebe“

Vorträge Fachtagung Erneuerbare Energien

 „Die Bedeutung der Biomasse für unsere Energie- und Klimaziele“ 

Vortrag von DI Kasimir NEMESTOTHY (Landwirtschaftskammer Österreich)


„Steigerung der Landnutzungseffizienz durch Doppelnutzung von      land- und forstwirtschaftlichen Flächen“

Dr. Martin FLEISCHANDERL (HELIOS Sonnenstrom)