Nachhaltige Baukultur

Presseaussendung 29. September 2020

Nachhaltige Baukultur: Denkmalschutz ist Klimaschutz

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und die Initiative.DENKmal.KULTUR hielten in den Räumlichkeiten des Parlaments in der Hofburg am 28. September 2020 die Diskussionsveranstaltung „Nachhaltige Baukultur: Denkmalschutz ist Klimaschutz“ ab. Ziel der Veranstaltung war es, aufzuzeigen, dass ein erhaltungs- und lebenszyklusorientierter Umgang mit dem Bestand historischer Objekte – auch im Sinne des Klimaschutzes – eine primäre Bauaufgabe für eine nachhaltige Zukunft sein wird.

Kultur erhalten, Klima schützen!

Denkmalschutz und Klimaschutz haben ein gemeinsames Ziel: Beide wollen historische Objekte für die Zukunft erhalten – als genutzten Lebensraum. Nicht nur die energetische Sanierung steht dabei im Fokus, sondern auch die Entwicklung von Nutzungskonzepten für das Hier und Jetzt.

Gleichzeitig leisten historische Bauten einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des Handwerks sowie mittelständischer Betriebe – insbesondere im strukturschwachen ländlichen Raum – und vermeiden zudem neue Flächenversiegelungen. Um dies zu erreichen, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen, die im Rahmen der Veranstaltung am 28. September 2020 präsentiert und diskutiert wurden.

Historische Objekte – Energiefresser oder das Gegenteil?

Wolfgang Sobotka, Präsident des Nationalrates, begrüßte als Hausherr die „Corona bedingt“ höchstzulässige Gästeanzahl im Nationalratssaal in der Hofburg. Als Bauherr einer der größten Baustellen eines denkmalgeschützten Objektes – dem Parlament – betonte er: „Es geht nicht um den ‚Stand der Technik‘, sondern um die ‚Regeln der Technik‘. Normen werden nämlich für Häuser, die wir jetzt für die Zukunft bauen, geschaffen; sie werden aber auch für Häuser, die vor 100 Jahren oder mehr errichtet wurden, angewendet.“ Der Nationalratspräsident bedankte sich bei der Initiative.DENKmal.KULTUR, dass sie sich für die Erhaltung und Nutzung historischer Gebäude einsetzt – denn das Wissen darüber ist absolut notwendig und betrifft sowohl Eigentümer, Planer, Professionisten wie auch die Gesellschaft generell.

Martin Böhm, Sprecher der Initiative.DENKmal.KULTUR, gab seiner Freude Ausdruck, dass sich Präsident Sobotka diesem wichtigen Zukunftsthema annimmt: “Die Unterstützung der Politik ist sowohl im Sinne des Klimaschutzes als auch zur Erhaltung des historischen Erbes unabdingbar. Historische Gebäude sind auch unsere Identität und daher brauchen wir Rahmenbedingungen von der Politik, damit dieser historische Schatz erhalten bleibt und dennoch eine zukunftsadäquate Nutzung zulässt.“

Burghauptmann Reinhold Sahl ging in seinem Impulsvortrag auf die Frage „Historische Objekte – Energiefresser oder das Gegenteil?“ ein: „Die große Herausforderung besteht darin, neue Entwicklungen zur Erhaltung der denkmalgeschützten Bausubstanz zu etablieren und dabei den historischen Wert zu bewahren. Dazu ist es erforderlich, integrale, langfristige und lebenszyklusorientierte Modernisierungsszenarien zu schaffen.“

Podiumsdiskussion

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten:

  • Lukas Hammer, Abgeordneter zum Nationalrat, GRÜNE, Obmann des Umweltausschusses
  • Astrid Huber, Leiterin des Informations- und Weiterbildungszentrums Baudenkmalpflege des Bundesdenkmalamtes - Kartause Mauerbach
  • András Pálffy, Architekt, Jabornegg & Pálffy
  • Reinhold Sahl, Burghauptmann

Einig waren sich die Diskutanten über den klimarelevanten Beitrag der historischen Bausubstanz Österreichs: Denn historische Bauten sind per se ökologisch, da sie die in Normen vorgegebene Nutzungsdauer bei weitem überschreiten. Konsens bestand auch darüber, dass nur genutzte und belebte Objekte einen wesentlichen volkswirtschaftlichen Nutzen darstellen und für die Zukunft – auch im Sinne des Klimaschutzes – erhalten bleiben sollen. Die Schaffung einer breiten Akzeptanz, Wertschätzung und Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft für die Anforderungen, die mit der Erhaltung und Nutzung historischer Objekte einhergehen, sind daher ganz wesentlich. Eigentümern denkmalgeschützter Objekte soll ein entsprechendes Instrumentarium (gesetzliche Rahmenbedingungen, Förderungen, …) zur Verfügung gestellt werden. Dafür bedarf es vor allem Änderungen und Vereinfachungen in Gesetzgebung, Normung sowie Vollziehung auf Bundes- und Landesebene – primär im Bau-, Haftungs-, Steuer und Abgabenrecht.

In ihrem Positionspapier schlägt die Initiative.DENKmal.KULTUR u.a. zu folgenden Themen entsprechende Maßnahmen vor:

  • Baurechtliche Bestimmungen
  • Haftungsrecht
  • Steuer- und Abgabenrecht

Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen soll den Eigentümern und Nutzern historischer Objekte ermöglichen, diese zu erhalten und einer modernen Nutzung zuzuführen.

Die Forderungen der Initiative.DENKmal.KULTUR werden von folgenden Institutionen unterstützt: Land&Forst Betriebe, Klösterreich, Verein Historische Gebäude Österreich, Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich, Österreichische Gesellschaft der Denkmalfreunde, Österreichische Gesellschaft für Historische Gärten, Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Burghauptmannschaft Österreich, Österreichische Bundesforste AG, Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege OÖ sowie dem Zentralverband Haus und Eigentum.

 

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© Parlamentsdirektion/Thomas Topf