"Landwirtschaft für Mensch und Natur"

Pressekonferenz am 22. April 2021

Die Land&Forst Betriebe Österreich ziehen Bilanz und fordern Unterstützung

Die Zukunft der österreichischen Landwirte sichern

Wien, 22. April 2021

Wien – LFBÖ-Vizepräsident Zeno Piatti-Fünfkirchen gibt einen Überblick über die landwirtschaftlichen Erträge des Erntejahr 2020: ein gutes Jahr, aber mit regionalen Unterschieden und steigenden Herausforderungen aufgrund der klimatischen Unsicherheiten. Der Klimawandel ist auch 2021 die große Herausforderung für die Landwirte und die Gesamtlage bleibt angespannt. LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli, betont die Notwendigkeit von öffentlichen Direktzahlungen für langfristige Planbarkeit und fordert gerechte Rahmenbedingungen. Im Rahmen der GAP-Verhandlungen erwartet er richtungsweisende Entscheidungen, gibt sich betreffend des nationalen Strategieplans optimistisch und fordert mehr Anerkennung für die landwirtschaftlichen Leistungen.

Gutes Erntejahr 2020 unter schwierigen klimatischen Verhältnissen

„Das Erntejahr 2020 war insgesamt gesehen – trotz der bekannten Wetterkapriolen mit einem sehr trockenen Frühjahr – gut“, beginnt Zeno Piatti-Fünfkirchen seinen Rückblick. Nach einem regenarmen Frühjahr sorgte starker Niederschlag zusammen mit moderaten Sommer-temperaturen für eine gute Erholung der Kulturen. Trotzdem gab es regional sehr starke Unterschiede: zu viel Regen erschwerte etwa gebietsweise die Ernte und notwendige Trocknungsmaßnahmen erforderten viel Energie und Kosten. Durch zu nasse Böden wurde auch die Herbstaussaat erschwert. „2020 war – abseits von den Covid19-Herausforderungen – für die Bewirtschafter ein sehr schwieriges Jahr. Durch die ungewohnte Witterung entstanden sehr kleine Bewirtschaftungsfenster, die extreme Arbeitsspitzen zur Folge hatten,“ bilanziert Vizepräsident Piatti-Fünfkirchen.

Covid19 sorgt für weniger Bier- und Kartoffelkonsum
Die Covid19 Pandemie sorgte einerseits für einen Anstieg des Weizenkurses, gleichzeitig sank aufgrund der Schließung der Gastronomie die Nachfrage nach Biergerste und Kartoffeln.

Blindflug statt Planungssicherheit

„Die in der Landwirtschaft notwendigen langfristigen Entscheidungen sind aufgrund von Wetterkapriolen nur noch eingeschränkt möglich und erschweren zunehmend die Arbeit auf den Feldern“, beginnt der Agrarexperte seinen Ausblick auf das laufende Jahr. „Auch 2021 setzt sich dieser Trend unvermindert fort. Die Wintersaat wächst nun endlich, nachdem ein regnerischer Herbst die Weizensaat zunächst verzögert hat. Für die Frühjahrssaaten stehen wir in den Startlöchern. Während Obstbauern aktuell bereits erste Ausfälle beklagen, verzögert die derzeitige Wetterlage vorläufig die Arbeiten auf den Feldern. Wir Landwirte sind angehalten, aufgrund der Fruchtfolge Entscheidungen zu treffen und bewegen uns hinsichtlich der Witterungsverhältnisse im Blindflug. Angesichts unsicherer Wetterprognosen steigt jährlich das Risiko, dass es zu erheblichen bis hin zu einem Totalausfall der Ernte kommt. Schlussendlich spiegeln sich diese Unsicherheiten auch auf den Märkten wider: unbeständige Ernten führen zu unbeständigen Marktverhältnissen, die für die österreichische, europäische und globale Landwirtschaft weitreichende, negative Folgen haben“, so Zeno Piatti-Fünfkirchen abschließend.
 

Wirtschaftliche Situation der Landwirtschaft weiter angespannt

Seit Jahren sinkende Produktionspreise stehen zunehmend steigenden Produktionskosten gegenüber. „Die Preisschere wird immer größer und hat schwerwiegende Konsequenzen für landwirtschaftliche Betriebe“, führt DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich an. Er weist auf die Notwendigkeit von Ausgleichzahlungen hin, ohne die eine umweltgerechte Landwirtschaft in Zukunft nicht mehr gewährleistet werden kann. „Diese unterstützen die Einhaltung der hohen Umwelt- und Produktionsstandards und sichern nachgewiesener Weise das marktbedingte und klimatische Produktrisiko ab. Gleichzeitig ermöglichen sie überhaupt erst die Versorgung mit leistbaren Lebensmitteln.“

Bekenntnis zum Green Deal, aber: „Es muss rasch gehandelt werden“.

Die Land&Forst Betriebe Österreich bekennen sich zum Green Deal, denn als Hauptbetroffene des Klimawandels ist klar: es muss rasch gehandelt werden. Allerdings ist zu kritisieren, dass die Umweltthemen oft sehr einseitig betrachtet und Themen wie Handel und Einkommen ausgeblendet werden, womit die Grundidee auf wackeligen Füßen steht. Maßnahmen dazu müssen nachhaltig und entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Lebensmittelkette) entwickelt werden. Daher wird auch die österreichische Landwirtschaft mit der GAP 2023 gefordert sein, ihre Beiträge dazu zu leisten.

GAP: Direktzahlungen überlebenswichtig für alle Betriebe

Vor negativen Konsequenzen bei Zahlungskürzungen durch Obergrenzen, Umverteilungen oder Degression für die Wirtschaftlichkeit der Betriebe warnt Felix Montecuccoli angesichts der kommenden Verhandlungen der gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik GAP: „Direktzahlungen sind ein notwendiger betrieblicher Ertrag, der unerlässlich geworden ist und ohne den eine langfristige Planungssicherheit heute nicht mehr möglich ist. Denn langjährige Gesetzmäßigkeiten geraten durch einen zunehmend spürbaren Klimawandel durcheinander.“

Dies gilt auch für die Rolle des Landwirts als Arbeitgeber: „Professionelles Wirtschaften auf Feldern und Äckern braucht professionelles Personal. Bei Wetter- und Klimarisken und damit einhergehenden unbeständigen Ernteerträgen kann langfristig kein gutes Stammpersonal gehalten werden“, betont der Verbandspräsident.

Montecuccoli spricht sich auch deutlich für eine gezielte aber maßvolle Unterstützung von Kleinbetrieben aus: vier Maßnahmen führt er für ihre Unterstützung an: Ausnahmen von Mindestanforderungen (z.B. bei Fruchtfolge), Investitionen in Kooperationen zur Kosten-reduktion, Schaffen von Erzeugergemeinschaften zur Stärkung der eigenen Verhandlungs-position und Aus- und Fortbildung im Bereich Betriebsführung und Management.

Gleichzeitig betont Montecuccoli aber auch, dass Benachteiligungen aufgrund ihrer Betriebsstrukturen die Vollerwerbsbetriebe schwächen und damit die Versorgungssicherheit mit regionalen Lebensmitteln in ausreichender Menge und ausgezeichneter Qualität gefährden. Er appelliert diesbezüglich: „Die Leistungen der landwirtschaftlichen Betriebe müssen honoriert und ihnen ein angemessenes Einkommen zugestanden werden, damit sie ihre Arbeit auch in Zukunft fortführen und so den Wunsch der Öffentlichkeit nach regionalen Produkten höchster Qualität erfüllen können“. Und in Anspielung an den „Tag der Erde“ fügt er hinzu: „Der „Tag der Erde“ muss auch „Tag der Landwirtschaft“ sein.

Zuversicht zum nationalen GAP-Strategieplan

Die österreichische Vorreiterrolle bei Umweltmaßnahmen in der zukünftigen GAP nach 2023 muss verteidigt werde. „Der nationale Strategieplan zur GAP muss daher ein Spiegelbild der agrarischen Vielfalt in Österreich sein: Denn Vielfalt ist unsere Stärke! Er hat den unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten mit den verschiedensten Produktionsgebieten –und somit der Vielfalt in Größe und Ausrichtung – Rechnung zu tragen und nicht in eine Sackgasse zu drängen“, betonen Zeno Piatti-Fünfkirchen und Felix Montecuccoli unisono. Dabei ist der Schutz natürlicher Ressourcen oberstes Gebot, aber das Einkommen der Bauern muss auch gesichert sein: Denn geht es dem Bauern gut, geht es der Natur gut!

Die Land&Forst Betriebe Österreich sind die freiwillige Vereinigung österreichischer Landbewirtschafter, mit der Zielsetzung, Österreichs Wälder und Felder als betriebliche Grundlage und gesellschaftlichen Mehrwert zu erhalten und Bewusstsein für die Anliegen privater land- und forstwirtschaftlicher Betriebe und deren Tätigkeit zu schaffen. Die Mitgliedsbetriebe der Land&Forst Betriebe Österreich bewirtschaften zusammen mehr als ein Viertel des österreichischen Waldes und produzieren jede fünfte Tonne des österreichischen Getreides.